Dass Interaktionen nicht nur zwischen verschiedenen Arzneimitteln, sondern auch zwischen Arzneimitteln und Lebens- sowie Nahrungsergänzungsmitteln auftreten können, ist bekannt. Doch auch berauschende Substanzen können die Wirkung bestimmter Medikamente beeinflussen. Vorsicht ist beispielsweise bei Wechselwirkungen zwischen Arzneimitteln und Cannabis geboten.
Während Medizinisches Cannabis bereits seit einigen Jahren legal ist und durch das „Cannabisgesetz“ sogar unter bestimmten Voraussetzungen zu Lasten der Krankenkasse verordnet werden kann, sollen nun auch der Besitz, Anbau und Konsum von Cannabis generell in Kürze legal werden. Der Bundestag hat die (Teil-)Legalisierung von Cannabis durchgewunken. Doch es ist Vorsicht geboten, und zwar nicht nur in Sachen Abhängigkeitspotenzial und Co., sondern auch in puncto Medikamenteneinnahme. Denn die Kombination aus Cannabis und Arzneimitteln kann zu Wechselwirkungen führen.
Cannabis und Arzneimittel: Gegenseitige Beeinflussung
Der Grund: Cannabinoide sind stark lipophil und konzentrieren sich vor allem im Fettgewebe, in der Leber, der Lunge und der Milz, von wo aus sie langsam in den Blutkreislauf gelangen. Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD) werden in der Leber über Enzyme der Cytochrom-P450-Familie – darunter CYP2C9 und CYP3A4 – metabolisiert, heißt es vom Deutschen Krebsforschungszentrum und wird durch eine Studie bestätigt. Daher sind vor allem zwischen Cannabis und Arzneimitteln, die ebenfalls über diese CYP-Enzyme verstoffwechselt werden oder sie benötigen, um von einem Prodrug in einen wirksamen Metaboliten umgewandelt zu werden, Wechselwirkungen zu erwarten.
Dabei kann es zu einer gegenseitigen Wirkbeeinflussung kommen. So können beispielsweise Makrolidantibiotika wie Claithromycin oder Erythromycin sowie das Azol-Antimykotikum Ketoconazol die THC- und CBD-Spiegel deutlich erhöhen und so die Wirkung von Cannabinoiden verstärken.
Auf der anderen Seite können THC-haltige Präparate die Wirkung von CYP2C9-Inhibitoren erhöhen. Die Folge: schwere bis lebensbedrohliche Nebenwirkungen durch eine erhöhte Toxizität. Außerdem kann Cannabis in Kombination mit Gerinnungshemmern das Blutungsrisiko laut Studiendaten steigern. Denn THC und CBD hemmen CYP2C6. Über das Enzym werden auch Vitamin-K-Antagonisten wie Phenprocoumon metabolisiert, wodurch es zu einer Wirkverstärkung kommen kann. In Kombination mit Sympathomimetika, Anticholinergika und zentral wirksamen Substanzen wie Opioiden können sich die Wirkungen zudem gegenseitig verstärken.
Patient:innen sollten daher sowohl bei der Verschreibung als auch bei der Abgabe entsprechender Arzneimittel vor möglichen Wechselwirkungen in Kombination mit Cannabis gewarnt werden.
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