Seit dem 1. April gilt Medizinalcannabis nicht mehr als Betäubungsmittel und kann somit auf einem Muster-16 verordnet werden. Dabei gibt es verschiedene Gründe, aus denen Cannabis zu medizinischen Zwecken verschrieben wird – auch während der Schwangerschaft. Stichwort Übelkeit. Kann der Konsum nicht nur Babys, sondern auch Mütter in Gefahr bringen?
Wie sich der Konsum von Cannabis in der Schwangerschaft auswirkt, wurde bereits vielfach untersucht – zumindest, wenn es um die Folgen für das Ungeborene geht. Welcher Einfluss sich für werdende Mütter ergeben kann, haben Forschende nun näher untersucht und kommen zu einem überraschenden Ergebnis: Während Cannabis das Risiko für bestimmte Erkrankungen bei werdenden Müttern erhöhte, konnte der Konsum vor anderen Krankheiten schützen.
Cannabis in der Schwangerschaft: Risiko für Gestationsdiabetes sinkt
Forschende aus den USA wollten herausfinden, wie sich der Konsum von Cannabis in der Schwangerschaft auf die Gesundheit der Mütter auswirkt. Untersucht wurden dafür Daten von mehr als 250.000 Schwangeren von Januar 2011 bis Dezember 2019. Mehr als 50.000 werdende Mütter konsumierten in der frühen Phase der Schwangerschaft Cannabis mit unterschiedlicher Häufigkeit – täglich, wöchentlich, monatlich oder gelegentlich.
Dabei zeigt sich: Cannabis-Konsumentinnen entwickelten seltener Gestationsdiabetes als diejenigen, die auf den Konsum verzichteten. Genau trat Schwangerschaftsdiabetes unter dem Konsum um 11 Prozent seltener auf. Der Grund: Cannabis kann Entzündungen, Stresssignale und die Bildung einer reaktiven Sauerstoffspezies abschwächen, so die Hypothese der Autor:innen.
Übrigens: In einer weiteren Studie wurde kürzlich festgestellt, dass der Konsum von Cannabis auch das generelle Risiko für Typ-2-Diabetes senken könnte.
Häufiger Bluthochdruck, Präeklampsie und Co.
Auf der anderen Seite stieg unter den Konsumentinnen jedoch das Risiko für Bluthochdruck, Plazentaablösungen, Präeklampsie und starke Gewichtsveränderungen. Genau entwickelten betroffene Mütter um bis zu 17 Prozent häufiger eine Hypertonie und um bis zu 8 Prozent öfter eine Präeklampsie. Das Risiko für eine Plazentaablösung erhöhte sich sogar um 19 Prozent. Einen möglichen Grund sehen die Forschenden darin, dass die Cannabinoid- und Östrogen-Signalübertragung durch Cannabis-Metaboliten verändert wird, was wiederum Einfluss auf die Entwicklung der Plazenta hat.
„Die Ergebnisse dieser Studie weisen darauf hin, dass der Zusammenhang zwischen pränatalem Cannabiskonsum und der Gesundheit der Mutter komplex ist und dass weitere Forschung erforderlich ist, um zu verstehen, wie sich pränataler Cannabiskonsum auf die Gesundheit schwangerer Personen auswirkt“, fassen die Forschenden zusammen. Werdende Mütter sollten jedoch entsprechend informiert werden.
Mehr aus dieser Kategorie
Erhöht Milch das Risiko für Herzkrankheiten?
Milch- und Milchprodukte haben bei vielen Menschen einen festen Platz auf dem Ernährungsplan. Doch zu viel davon kann gefährlich werden, …
SVA tagt: OTC-Switch für Sildenafil und Co.?
Am 21. Januar 2025 tagt der Sachverständigenausschuss für Verschreibungspflicht (SVA) zum ersten Mal im neuen Jahr. Auf der Agenda steht …
Baclofen: Beeinträchtigung der Gehirnfunktion
Für einige Baclofen-haltige Arzneimittel gibt es neue Warnhinweise. Die Fach- und Gebrauchsinformationen müssen entsprechend angepasst werden. Genau droht unter der …