Halbe, halbe ist nicht immer erlaubt: Nicht jede Tablette darf geteilt werden und eine Kerbe kann auch eine Schmuckkerbe und nicht automatisch das „GO“ für das Teilen sein. Im Jahr 2018 gaben Apotheken 88 Millionen Packungen (14 Prozent) nicht teilbarer fester Arzneiformen zulasten der Kassen ab. Ob eine Tablette teilbar ist, entscheidet weder der Arzt noch der Patient oder die Kerbe, sondern der Hersteller. Die Antwort liefert die Produktinformation.
Tabletten können aus den unterschiedlichsten Gründen geteilt werden. Beispielsweise, weil es kein Präparat in der benötigten Stärke gibt, aufgrund von Schluckbeschwerden oder aus Kostengründen. Denn meist kann bei der Verordnung der höheren Stärke und dem damit verbundenen Teilen die Reichweite der Packung verdoppelt und die Kosten gesenkt werden. Aber auch das Ein- beziehungsweise Ausschleichen von Arzneimitteln oder eine Cortison-Therapie können das Tablettenteilen erforderlich machen. Wann haben Patienten die Lizenz zum Teilen? Wie teilt man richtig?
„Eine Bruchkante alleine heißt nicht, dass das Zerbrechen oder Zerschneiden erlaubt ist. Wenn im Beipackzettel nicht ausdrücklich steht, dass eine Tablette geteilt werden darf, sollten Patienten vorher beim Apotheker nachfragen“, sagt der Vizepräsident der Bundesapothekerkammer Thomas Benkert.
Teilen verboten
Filmtabletten oder Dragees sollten nicht geteilt werden. Sie besitzen einen schützenden Überzug, der den Wirkstoff vor Licht, Sauerstoff und Feuchtigkeit schützt oder auch als Geschmackskorrigenz dienen kann. Wird der Film zerstört, können Stäube entstehen, die unabsichtlich aufgenommen werden und andere Personen im Haushalt schädigen können. Außerdem sind Wirkverlust und schwerwiegende unerwünschte Arzneimittelwirkungen möglich.
Weich- oder Hartgelatinekapseln dürfen ebenfalls nicht geteilt werden. Das Wirkstoff-Füllstoff-Gemisch kann nicht so aufgeteilt werden, dass der Arzneistoff zu gleichen Anteilen eingenommen wird.
Tabu ist auch das Teilen von magensaftresistenten festen Darreichungsformen. Eine Ausnahme sind Zubereitungen im Multi Unit Pellet System (MUPS), da die einzelnen Wirkstoffpellets mit einem magensaftresistenten Überzug versehen sind. Der Überzug soll die Magenschleimhaut vor Reizung und Schädigung oder den Wirkstoff vor vorzeitiger Zersetzung durch die Magensäure schützen.
Messer weg von Retardtabletten – die Formulierungen sollen den Wirkstoff über eine längere Zeit freisetzen und so über mehrere Stunden wirken. Würde beispielsweise ein retardierter Blutdrucksenker geteilt, kann der Blutdruck in Folge einer Überdosierung (weil der Wirkstoff auf einmal freigesetzt wird) kurzfristig zu stark abfallen.
Schnell-langsam (SL)-Systeme, wie sie beispielsweise bei Diclofenac Anwendung finden, sollten ebenfalls nicht geteilt werden. Gleiches gilt für Depotgalenik und oral osmotische Systeme (OROS). SL-Tabletten besitzen eine innere Matrix, die den Wirkstoff in retardierter Form freisetzt. Diese ist von einer Hülle aus schnell freisetzendem Wirkstoff umgeben.
Alternativen
Kann eine Tablette nicht geteilt werden, gibt es Alternativen. Möglich sind beispielsweise die Umstellung auf flüssige Zubereitungen wie Tropfen und Säfte oder das Herstellen von Kapseln in der benötigten Dosierung.
So wird geteilt
Ob eine Tablette teilbar ist, verrät die Packungsbeilage, die Apothekensoftware oder auch ein Blick in die Gelbe Liste Identa. Der Hersteller muss gewährleisten, dass der Wirkstoff gleichmäßig in der Tablette verteilt ist und beim Halbieren oder Viertelen alle Teile die gleiche Menge an Wirkstoff enthalten.
Wer kennt es nicht? Beim Teilen zerbröselt die Tablette oder zerbricht in unterschiedlich große Hälften. Wer eine Tablette teilen will, sollte auf die Form achten.
- Dicke oder gewölbte Tablette mit Bruchkerbe
Tablette mit der Bruchkerbe nach oben auf eine glatte, feste und saubere Oberfläche legen, dann von oben mit den Fingerspitzen oder dem Zeigefinger auf die Kerbe drücken.
- Flache Tablette mit Bruchkerbe
Tablette mit der Bruchkerbe nach unten auf eine glatte, feste und saubere Oberfläche legen, dann mit dem Zeigefinger oder den Fingerspritzen auf die glatte Seite ohne Kerbe drücken.
- Tablette mit kleiner Bruchkerbe
Die Tablette zwischen Daumen und Zeigefinger nehmen und in der Hand teilen.
Ein Tablettenteiler kann das Halbieren oder Vierteln erleichtern. Dabei gibt es verschiedene Modelle zum Klappen oder Schieben, die ein fest installiertes Messer enthalten. Auch das Küchenmesser kann als Hilfe dienen. Es sollte jedoch nicht zu scharf und nicht spitz zulaufend sein. Am besten das Messer an beiden Enden anfassen und die Tablette mit gleichmäßigem Druck teilen. Aber Achtung, es besteht Verletzungsgefahr und die Tablette oder Teile können wegspringen.
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