„Endlich anfangen, aufzuhören“ – Der Wunsch nach einem Rauchstopp gehört bei einigen Raucher:innen nicht nur zum Jahresstart zu den wichtigsten Vorsätzen. Den Glimmstängel durch eine elektronische Variante zu ersetzen, ist allerdings keine Option für eine langfristige Rauchentwöhnung. Das gilt auch für tabakfreie Nikotinbeutel. Denn sie bergen ebenfalls Gesundheitsrisiken.
So manche/r Raucher:in schwört inzwischen nicht mehr auf die „gute“ alte Zigarette, sondern setzt stattdessen auf vermeintlich gesündere E-Zigaretten und andere Dampf-Geräte. Beim Rauchstopp hilft das jedoch nicht, sind sich Lungenexpert:innen einig. „Denn wer E-Zigaretten raucht, ist keineswegs abstinent, sondern ersetzt lediglich ein schädliches Produkt gegen ein anderes, von dem wir annehmen dürfen, dass es ebenfalls schädlich und hochgradig suchterzeugend ist.“ Das Problem: Auf Tabak wird dabei zwar in der Regel verzichtet, doch Nikotin spielt weiterhin eine entscheidende Rolle. Ähnlich verhält es sich bei sogenannten Nikotinbeuteln, die auch hierzulande immer wieder einmal Thema sind. Und das, obwohl zahlreiche Gerichte das Inverkehrbringen bisher untersagen. Nun liefert das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) Ergebnisse in puncto Gesundheitsbewertung.
„Nikotinbeutel sind neue, tabakfreie Produkte. Sie enthalten ein Pulver, das aus Nikotinsalzen und Trägerstoffen besteht“, informiert das BfR. Die kleinen Tütchen aus Zellulosefasern sollen laut Herstellerangaben eine rauchfreie Alternative zu Zigaretten und Co. darstellen. Denn die Beutel in verschiedenen Geschmacksrichtungen werden für einige Zeit in den Mund genommen, „gelutscht“ und anschließend wieder ausgespuckt. „Dabei wird das Nikotin sowohl mit dem Speichel über die Mundschleimhäute als auch über den Magen in den Blutkreislauf aufgenommen“, heißt es von der Stadt Hamburg.
Und genau da liegt das Problem. Denn der Konsum von Nikotinbeuteln kann zu einem ähnlichen Nikotinspiegel führen wie normale Zigaretten, stellt das BfR klar. Denn die in der Untersuchung festgestellte Höchstmenge lag bei 47,5 mg Nikotin pro Beutel. Zum Vergleich: Eine Zigarette enthält im Schnitt 12 mg Nikotin. Den Expert:innen zufolge gab es im Zusammenhang mit den Beuteln bereits einige Vergiftungsfälle. Denn klar deklariert sei die enthaltene Nikotinmenge nur auf einem Drittel der untersuchten Beutel. Bei Nikotin handelt es sich um eine gefährliche Verbindung, die akut toxisch sein und außerdem suchterzeugend wirken kann. Hinzu kommt, dass in den Beuteln zwar kein Tabak enthalten ist, in einigen Produkten laut den Expert:innen dennoch tabakspezifische Nitrosamine nachgewiesen werden konnten.
Gesundheitsrisiken sieht das BfR vor allem für Kinder, Jugendliche, Schwangere und Personen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Langzeiteffekte durch Nikotinbeutel lassen sich derzeit nicht beurteilen, daher kann auch die Frage, ob Nikotinbeutel eine gesündere Alternative zu Zigaretten darstellen, noch nicht beantwortet werden. Bisher werden sie hierzulande jedoch als neuartige Lebensmittel eingestuft und dürfen ohne Zulassung nicht auf dem Markt sein.
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