Laut Bescheid des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), sind die Fach- und Gebrauchsinformationen bei Clarithromycin-haltigen Fertigarzneimitteln anzupassen.
Die vorzunehmenden Änderungen basieren auf den Erkenntnissen des Ausschusses für Risikobewertung im Bereich der Pharmakovigilanz (PRAC) der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA). Besagte neue wissenschaftliche Erkenntnisse sind in den Fach- und Gebrauchsinformationen Clarithromycin-haltiger Fertigarzneimittel aufzunehmen. Dabei spielen vor allem neu entdeckte Kontraindikationen und Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln eine Rolle.
Alle geplanten Änderungen bei Clarithromycin im Überblick
„Was sollten Sie vor der Einnahme von [Arzneimittelname] beachten?
[Arzneimittelname] darf nicht eingenommen werden, wenn:
- Sie Arzneimittel mit der Bezeichnung Ticagrelor, Ivabradin oder Ranolazin (zur Behandlung von Angina pectoris oder zur Verringerung der Wahrscheinlichkeit eines Herzinfarkts oder Schlaganfalls) einnehmen.“
Die Vermutung der eventuell auftretenden Wechselwirkung mit Ivabradin beruht auf der Tatsache, dass es sich bei dem Wirkstoff um ein Substrat von CYP3A4 handelt, welches, unter Einfluss eines CYP-Inhibitors wie Clarithromycin, nur noch vermindert abgebaut werden kann. Somit „hält der PRAC einen Kausalzusammenhang zwischen Clarithromycin und einer Wechselwirkung mit Ivabradin zumindest für eine begründete Möglichkeit.“
„Einnahme von [Arzneimittelname] zusammen mit anderen Arzneimitteln
Informieren Sie Ihren Arzt oder Apotheker, wenn Sie eines der folgenden Arzneimittel einnehmen:
- Warfarin oder andere Gerinnungshemmer, z. B. Dabigatran, Rivaroxaban, Apixaban, Edoxaban (zur Blutverdünnung).“
Ebenfalls „für eine begründete Möglichkeit“ hält der PRAC einen „Kausalzusammenhang zwischen Clarithromycin und einem erhöhten Blutungsrisiko bei Anwendung des direkten oralen Antikoagulans Edoxaban.“ Auch hier ist das CYP-System ausschlaggebend, da es sich bei Clarithromycin um einen CYP-Inhibitor handelt, der die Metabolisierung von Edoxaban negativ beeinflussen kann.
„Dies ist auch wichtig, wenn Sie Arzneimittel mit folgenden Bezeichnungen einnehmen:
- Hydroxychloroquin oder Chloroquin (zur Behandlung von Krankheiten wie rheumatoider Arthritis oder zur Behandlung oder Vorbeugung von Malaria). Die Einnahme dieser Arzneimittel gleichzeitig mit Clarithromycin kann das Risiko von Herzrhythmusstörungen und anderen schweren Nebenwirkungen, die Ihr Herz betreffen können, erhöhen.
- Kortikosteroide, die oral, als Injektion oder als Inhalation angewendet werden (um das Immunsystem des Körpers zu unterdrücken – dies ist bei der Behandlung einer Vielzahl von Erkrankungen nützlich).“
Die Wechselwirkung zwischen Chloroquin/Hydroxychloroquin und Clarithromycin basiert auf „einem erhöhten Risiko für Herzrhythmusstörungen und schwerwiegende kardiovaskuläre Nebenwirkungen nach gleichzeitiger Anwendung von Chloroquin/Hydroxychloroquin und dem Makrolid-Antibiotikum Azithromycin“. Da es sich bei Clarithromycin ebenfalls um ein Makrolid-Antibiotikum handelt, das den gleichen Wirkmechanismus aufweist wie Azithromycin, besteht der begründete Verdacht, dass hier ebenfalls ein Risiko der oben genannten Wechselwirkung besteht.
In Bezug auf die Kortikosteroide geht der PRAC davon aus, da einige dieser Wirkstoffe ebenfalls Auswirkungen auf das CYP-System haben, deren Kombination mit Clarithromycin zu einer „erhöhten systemischen Exposition“ mit den Kortikosteroiden führen kann. Aufgrund dessen kann es zu einer Verstärkung der Nebenwirkungen der Kortikosteroide kommen, weshalb Patient:innen, die zeitgleich Clarithromycin einnehmen, engmaschig überwacht werden müssen.
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