Betriebsrat in Apotheken: So bestimmst du mit
Apotheken mit Betriebsrat sind die Ausnahme. Dabei kann die betriebliche Mitbestimmung Arbeitsklima und -bedingungen verbessern und die Produktivität steigern. Zwar sind Apotheken meist Kleinbetriebe, dennoch ist die Wahl eines Betriebsrats möglich.
Ein Betriebsrat ist eine ehrenamtliche Interessenvertretung, die sich um die Belange der Arbeitnehmer kümmert und somit zum Wohl der Angestellten beiträgt. Auf dem Zettel hat der Betriebsrat auch in der Apotheke Themen wie Überstunden und Kurzarbeit, Arbeits- und Pausenzeiten, Arbeitssicherheit, personelle Angelegenheiten wie Abmahnung und Kündigung, Lohngerechtigkeit, Urlaubsgrundsätze und leistungsorientierte Vergütung.
Auch in der Apotheke ist die Gründung eines Betriebsrats möglich und zwar zu jeder Zeit. Grundlage ist das Betriebsverfassungsgesetz (BetrVG). In § 1 heißt es: „In Betrieben mit in der Regel mindestens fünf ständigen wahlberechtigten Arbeitnehmern, von denen drei wählbar sind, werden Betriebsräte gewählt.”
Betriebsrat in der Apotheke gründen: So geht`s
Gemäß den gesetzlichen Vorgaben müssen also mindestens fünf wahlberechtigte Angestellte in der Apotheke arbeiten. Drei von ihnen müssen wählbar sein. Voraussetzung für eine Kandidatur ist eine Betriebszugehörigkeit von mindestens sechs Monaten. Wahlberechtigt ist, wer das 18. Lebensjahr vollendet hat und sich nicht in einer leitenden Position befindet. Ein Betriebsrat darf nur gegründet werden, wenn es sich um einen Privatbetrieb handelt und es noch keinen Betriebsrat im Unternehmen gibt. Alle vier Jahre finden die regelmäßigen Wahlen zum Betriebsrat statt (die nächste reguläre Wahl ist im Mai 2022).
Der Apothekeninhaber darf die Wahl des Betriebsrates nicht verhindern, denn dies verstößt gegen § 119 Absatz 1 Nummer 1 BetrVG.
Wie viele Betriebsräte braucht die Apotheke? In Abhängigkeit von der Zahl der wahlberechtigten Arbeitnehmer wird die Betriebsratsgröße ermittelt. Bei fünf bis 20 wahlberechtigten Arbeitnehmern besteht das Gremium aus einer Person, bei 21 bis 50 Wahlberechtigten sind es drei Betriebsräte und zwischen 51 und 100 sind es fünf.
Im nächsten Schritt können mindestens drei wahlberechtigte Apothekenmitarbeiter das Team beispielsweise per Aushang zu einer Betriebsversammlung einladen. Der Aushang sollte mindestens zwei Wochen vor dem Termin, an dem der Wahlvorstand gewählt wird, der dann den Betriebsrat gründet, für alle Mitarbeiter sichtbar sein. Die Wahlversammlung findet während der Arbeitszeit statt.
Eine Woche nach der Wahl des Wahlvorstandes wird dann aus den drei Personen in einer zweiten Wahlversammlung der Betriebsrat gewählt.
Sonderkündigungsschutz
Nicht immer ist der Chef von der Gründung eines Betriebsrats begeistert. Oft werden den Kollegen Steine in den Weg gelegt. Die Initiatoren der Betriebsratswahl genießen einen Sonderkündigungsschutz von sechs Monaten nach Bekanntgabe des Wahlergebnisses. Für den gewählten Betriebsrat gilt ein Kündigungsschutz von Beginn bis Ende der Amtszeit plus zwölf Monate darüber hinaus.
Dass inhabergeführte Unternehmen Betriebsratswahlen behindern, zeigt eine neue Befragung des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung. Obwohl es sich um einen Straftatbestand handelt, behindern Arbeitgeber schätzungsweise jede sechste Neugründung von Betriebsräten. Kandidaten würden eingeschüchtert und ihnen mit Kündigung gedroht – mit Erfolg, denn wie die Hans-Böckler-Stiftung mitteilt, fand in rund einem Drittel der Fälle, in denen sich der Arbeitgeber der erstmaligen Wahl eines Betriebsrats entgegenstellt, diese nicht statt.
Dabei kann ein Betriebsrat eine Bereicherung für die Apotheke sein. Untersuchungen zeigen, dass Betriebe mit Betriebsrat produktiver, flexibler und innovativer sind. Zudem gebe es im Zuge der Mitbestimmung weniger Konflikte zwischen dem Chef und den Angestellten. Dafür aber mehr Gerechtigkeit und Gleichheit unter den Mitarbeitern und weniger Fluktuation.
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