Besser nicht! Kombi aus Furosemid und Bisacodyl meiden
Wohl niemand redet gerne über seinen Stuhlgang. Kein Wunder also, dass Verstopfung ein heikles Thema ist und Abführmittel am liebsten diskret und ohne viele Worte gekauft werden. Dabei sind verschiedene Dinge zu beachten, beispielsweise Wechselwirkungen mit der Dauermedikation, wie es bei Furosemid und Bisacodyl der Fall sein kann.
Laut Statista haben im vergangenen Jahr hierzulande etwa 100.000 Menschen täglich ein Abführmittel angewendet – 430.000 Personen mindestens einmal pro Woche. Dabei ist nicht jede/r „Verstopfte“ auch tatsächlich verstopft. Denn aus ärztlicher Sicht ist alles zwischen dreimal täglich und dreimal pro Woche normal. Manchmal bringt schon eine Erhöhung der Trinkmenge, eine Ernährungsumstellung oder ein Extraspaziergang den Darm in Schwung.
Vorsicht bei Bisacodyl und Furosemid
Hilfe kommt aber auch aus der Apotheke. Eine Möglichkeit ist die Einnahme von Bisacodyl. Das Triarylmethan kann die Darmbewegung anregen. Die Wirkung ist auf das Einströmen von Wasser und Elektrolyten aus dem umliegenden Gewebe in den Darm zurückzuführen. Der Wirkstoff besitzt antiresorptive und hydragoge Eigenschaften. Betroffene nehmen ein bis zwei Dragees (entsprechen 5 bis 10 mg) vor dem Schlafengehen ein. Dabei ist auf einen Abstand zu Milch und Milchprodukten sowie Antazida zu achten. Der gewünschte Effekt – die Darmentleerung – setzt nach etwa sechs bis zwölf Stunden ein.
Wer nach dem Motto „viel hilft viel“ verfährt und den Arzneistoff überdosiert, riskiert Durchfälle und Krämpfe. Es kommt zu einem verstärkten Verlust von Flüssigkeit und Kalium sowie weiteren Elektrolyten. Ein langfristiger Gebrauch kann schwerwiegende Folgen haben. Möglich sind eine Muskelschwäche durch Hypokaliämie oder eine metabolische Azidose.
Womit wir auch beim Thema Wechselwirkung wären. Denn Furosemid kann in Kombi mit Bisacodyl eine Elektrolytverschiebung zur Folge haben. Es besteht die Gefahr einer Hypokaliämie durch verstärkte Kaliumverluste.
Furosemid ist ein Schleifendiuretikum mit starker, kurzer und schneller Wirkung. Der Wirkstoff greift im aufsteigenden Teil der Henle-Schleife an, blockiert den Natrium/Chlorid/Kalium-Ionen Transporter und somit die Rückresorption der Ionen. Die Folgen sind eine vermehrte Natrium- und Harnausscheidung, die mit einer Steigerung der distaltubulären Kaliumsekretion einhergeht. Es kommt zu Elektrolytverlusten. Furosemid senkt bei einer vorliegenden Herzinsuffizienz die Vorlast durch Erweiterung der venösen Gefäße. Durch die erhöhte Natriumchloridausscheidung kommt es zur Blutdrucksenkung. Außerdem wird die Vasokonstriktion der glatten Gefäßmuskulatur gemindert.
Sicherheitshalber ist von einer gleichzeitigen Einnahme von Furosemid und Bisacodyl abzuraten. Natriumpicosulfat oder Sennes sind als Alternativen nicht geeignet. Stattdessen könnte auf Lactulose oder Backpflaumen und Sauerkrautsaft in Kombination mit Bewegung umgestellt werden. Eine weitere Alternative sind Quellmittel, allerdings ist auf die zulässige Trinkmenge unter Furosemid zu achten. Als Richtmaß sollten etwa 1,5 Liter nicht überschritten werden.
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