Obwohl Sicherheitsforschende vom Chaos Computer Club (CCC) zuletzt Lücken in der elektronischen Patientenakte (ePA) aufgedeckt hatten, soll am Start der Testphase in rund einer Woche festgehalten werden. Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) rät Eltern jedoch, der ePA für Kinder zu widersprechen – zumindest vorerst.
Am 15. Januar startet die ePA in den Modellregionen Hamburg, Franken und Nordrhein-Westfalen, bevor etwa einen Monat später der flächendeckende Rollout angedacht ist. Patient:innen entscheiden dabei selbst, ob und wie sie die ePA verwenden wollen – Stichwort Opt-out-Verfahren. Sprich: Wer die elektronische Akte nicht nutzen möchte, muss aktiv widersprechen.
Genau von dieser Möglichkeit sollen Eltern für ihren Nachwuchs Gebrauch machen, rät der BVKJ aktuell. Der Grund: Die jüngst aufgedeckten Schwachstellen könnten die Datensicherheit der jungen Patient:innen gefährden. Daher rät der BVKJ, vorerst besser auf die ePA für Kinder zu verzichten.
ePA für Kinder: Eltern sollen aktiv widersprechen
Der Verband habe sich bereits Ende letzten Jahres in einem Schreiben an die Verantwortlichen – Bundesgesundheitsministerium (BMG), Gematik, die Bundesdatenschutzbeauftragte und den Patientenbeauftragten – gewandt, um seine Bedenken bezüglich der Rechte von Kindern und Jugendlichen in der ePA zum Ausdruck zu bringen. Jedoch vergeblich. So gab es zwar von der Bundesdatenschutzbeauftragen eine positive Rückmeldung. Das BMG sehe jedoch keinerlei Handlungsdruck und die angesprochenen Probleme seien weiterhin ungelöst. Dazu gehört unter anderem die Frage, wie ehemals Zugriffsberechtigten der Zugang zu sensiblen Daten entzogen werden kann. „Wir hören immer nur, das sei alles im Werden“, so der Verband weiter.
Dass seine geäußerten, mitunter schwerwiegenden Bedenken oder die Warnungen des CCC, wonach die Gesundheitsdaten von über 70 Millionen Versicherten gefährdet sein könnten, bis zum flächendeckenden Start der ePA gelöst sind, davon geht der BVKJ nicht aus. Daher folgt eine klare Empfehlung: „Bis die Rechte von Kindern und Jugendlichen in akzeptabler Weise verwirklicht sind, können wir Patienten und deren Eltern nur empfehlen, sich aktiv gegen die ePA zu entscheiden.“ Eltern sollten somit auf die ePA für Kinder besser verzichten – zumindest vorerst.
ePA-Start verschieben?
Doch damit nicht genug. Der Verband spricht sich sogar indirekt für eine generelle Verschiebung des Starttermins für die ePA aus. Demnach solle jetzt die Reißleine gezogen und dann ein sicheres System an den Start gebracht werden, so der BVKJ-Präsident Dr. Michael Hubmann. Dabei spreche sich der Verband nicht grundsätzlich gegen die ePA aus. Im Gegenteil. „Wir begrüßen die digitale Patientenakte ausdrücklich“, heißt es. Doch sie müsse funktional und sicher sein. „Was wir hier erleben, ist nichts anderes als ein Blindflug“, so die Kritik. Denn es sei nur eine Frage der Zeit, bis auch andere als der CCC es schaffen könnten, auf alle Akten zuzugreifen.
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