Ibuprofen ist neben Paracetamol im ersten und zweiten Trimenon Mittel der Wahl, wenn ein Schmerzmittel nötig ist. Ab der 28. Woche sind Ibuprofen und nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) jedoch tabu. Der Grund: Die Schmerzmittel können Herz- und Nierenprobleme beim Kind verursachen. Jetzt sollen die Produktinformationen einen weiteren Hinweis erhalten – ab der 20. Schwangerschaftswoche kann Ibuprofen ein durch eine fötale Nierenfunktionsstörung ausgelöstes Oligohydramnion verursachen.
Um für die Produktinformationen harmonisierte Texte innerhalb Europas zu erhalten, hat sich die Koordinierungsgruppe für Verfahren der gegenseitigen Anerkennung und Dezentralen Verfahren (CMDh) der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) auf einen Text für Ibuprofen-haltige Arzneimittel – einschließlich Kombipräparate – und alle anderen NSAR zur systemischen Anwendung während der Schwangerschaft geeinigt, wie das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) informiert.
Acetylsalicylsäure-haltige Arzneimittel sind derzeit ausgenommen. Außerdem gelten die Anpassungen nur für systemische und nicht für topische NSAR-haltige Präparate.
„Schwangerschaft, Stillzeit und Fortpflanzungsfähigkeit
<Nehmen> <Wenden> Sie <X> nicht <ein> <an>, wenn Sie sich in den letzten 3 Monaten der Schwangerschaft befinden, da dies Ihr ungeborenes Kind schädigen oder Probleme bei der Geburt verursachen könnte. Es kann Nieren- und Herzprobleme bei Ihrem ungeborenen Kind verursachen. Es kann Ihre Blutungsneigung und die Ihres Kindes beeinflussen und dazu führen, dass der Geburtsvorgang später einsetzt oder länger andauert als erwartet.
Sie sollten <X> während der ersten 6 Monate der Schwangerschaft nicht <einnehmen> <anwenden>, sofern es nicht absolut notwendig ist und von Ihrem Arzt empfohlen wird. Wenn Sie während dieses Zeitraums behandelt werden müssen oder während Sie versuchen schwanger zu werden, sollte die Dosierung so niedrig wie möglich und über einen so kurzen Zeitraum wie möglich erfolgen. Wenn Sie <X> ab der 20. Schwangerschaftswoche für mehr als ein paar Tage <einnehmen> <anwenden>, kann dies bei Ihrem ungeborenen Kind Nierenprobleme verursachen, was zu einer verringerten Menge des Fruchtwassers, welches Ihr Kind umgibt, führen kann
(Oligohydramnion) oder es kann zur Verengung eines Blutgefäßes (Ductus arteriosus) im Herzen Ihres Kindes kommen. Wenn Sie länger als ein paar Tage behandelt werden müssen, kann Ihr Arzt eine zusätzliche Überwachung empfehlen.“
Enthalten Produktinformationen NSAR-haltiger systemischer Arzneimittel bereits einen strengeren Hinweis für die Anwendung während der Schwangerschaft, bleibt dieser gültig und sollte beibehalten werden.
Zuletzt hatte die FDA den Einsatz von NSAR eingeschränkt. NSAR wie Ibuprofen sollten nach der 20. Schwangerschaftswoche keine Anwendung mehr finden. Der Grund: Nach etwa 20 Schwangerschaftswochen beginnen die Nieren des ungeborenen Kindes, den größten Teil des Fruchtwassers zu produzieren. Kommt es beim Ungeborenen zu Nierenproblemen, kann die Fruchtwassermenge abnehmen. Niedrige Fruchtwasserspiegel (Oligohydramnion) können nach tagelanger oder wochenlanger Einnahme von NSAR festgestellt werden und bereits zwei Tage nach Anwendungsbeginn auftreten. Wird die Einnahme beendet, ist der Zustand normalerweise reversibel.
Mehr aus dieser Kategorie
Baclofen: Beeinträchtigung der Gehirnfunktion
Für einige Baclofen-haltige Arzneimittel gibt es neue Warnhinweise. Die Fach- und Gebrauchsinformationen müssen entsprechend angepasst werden. Genau droht unter der …
Nicht wirksam: Keine Erkältungskombis mit Phenylephrin?
Leiden Kund:innen unter Erkältungsbeschwerden wie verstopfter Nase und Co., kommen unter anderem Erkältungskombis zum Einsatz. Dabei wird häufig auf Phenylephrin …
Versorgungsmangel: Diamorphin knapp
Für Diamorphin-haltige Arzneimittel zur Herstellung einer Injektionslösung, die unter anderem im Rahmen der Substitutionstherapie zum Einsatz kommen, besteht ein Versorgungsmangel. …