Eine ausreichende Zufuhr an Folat – Vitamin B9 – vor und während der Schwangerschaft ist essentiell, um Fehlbildungen wie Neuralrohrdefekten beim Nachwuchs vorzubeugen. Doch sollte dabei statt synthetischer Folsäure besser auf Präparate mit „aktivem Folat“ gesetzt werden? Expert:innen aus den Niederlanden sorgen für Klarheit.
Folat dient als Oberbegriff für die natürlichen Formen des Vitamins, das auch als Lebensvitamin bezeichnet wird, weil es unter anderem für Wachstums- und Zellteilungsprozesse eine wichtige Rolle spielt. Folsäure bezeichnet dagegen die synthetisch hergestellte Form.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt Personen ab 13 Jahren eine tägliche Aufnahme von 300 μg Folatäquivalenten, Schwangeren werden 550 μg/Tag empfohlen, wobei 1 μg Folatäquivalent 1 μg Nahrungsfolat und 0,5 μg synthetischer Folsäure (nüchtern eingenommen) entspricht. Frauen, die schwanger werden wollen oder könnten, sollten ab vier Wochen vor Eintritt der Schwangerschaft zusätzlich zu einer folatreichen Ernährung mit der täglichen Einnahme von 400 μg synthetischer Folsäure beginnen und diese während des ersten Trimenons fortgeführen, um Neuralrohrdefekte zu verhindern. Worauf der schützende Effekt von Folat zurückzuführen ist, ist bislang nicht geklärt.
„aktives Folat“ nicht besser als Folsäure
Verschiedene Nahrungsergänzungsmittel enthalten Folsäure. Diese muss vom Körper durch das Enzym MTHFR in die aktive Form 5-Methyltetrahydrofolat (5-MTHF) umgewandelt werden. Daher werden einige Präparate damit beworben, bereits „aktives Folat“ zu enthalten, was vom Körper besser verarbeitet werden kann, so die Behauptung. Doch dabei handelt es sich um einen Mythos, wie das niederländische Pharmakovigilanzzentrum Lareb deutlich macht.
„Jeder kann Folsäure in aktives Folat umwandeln“, stellen die Expert:innen klar. Zwar gebe es Personen, die genetisch bedingt einen geringeren Anteil umwandeln können, weil die Enzymaktivität eingeschränkt ist. Allerdings genüge auch bei ihnen die tägliche Einnahme von 400 μg synthetischer Folsäure für einen ausreichenden Anstieg des Folatspiegels. „Die Einnahme von aktivem Folat (5-MTHF) beugt Geburtsfehlern nicht besser vor als Folsäure.“
Korrekte Dosierung und Einnahmezeitraum beachten
Hinzukommt, dass bisher alle Studien zur Vorbeugung von Fehlbildungen bei Ungeborenen mit synthetischer Folsäure durchgeführt worden seien. Über „aktives Folat“ sei bisher weit weniger geforscht worden. „Obwohl theoretisch keine andere Wirkung von aktivem Folat zu erwarten ist, ist dies der Fall Dies ist nicht wissenschaftlich untersucht.“ Um zu klären, ob sich dieses ebenso gut zur Prävention von Neuralrohrdefekten eignet, brauche es zunächst weitere Untersuchungen.
Am wichtigsten sei daher, dass Frauen mit Kinderwunsch generell rechtzeitig mit der Einnahme beginnen. Dafür sei es jedoch nicht notwendig, womöglich teurere NEM mit „aktivem Folat“ zu kaufen. Stattdessen sollte verstärkt auf die korrekte Dosierung und den ausreichenden Einnahmezeitraum geachtet werden, um für einen ausreichenden Folatspiegel zu sorgen, so der Appell.
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