Eine Hypoglykämie ist das Schreckgespenst eines jeden Diabetikers. Eine Unterzuckerung kann als Nebenwirkung von Insulinen oder auch Sulfonylharnstoffen, Gliniden oder Glitazonen auftreten. Im Falle einer schweren Hypoglykämie muss es schnell gehen. Mit Baqsimi (Lilly) steht seit Monatsbeginn das erste nasal applizierbare Glucagon-Nasenspray für den Notfall im Einzel- und Doppelpack zur Verfügung.
Indikation
Baqsimi ist zur Behandlung einer schweren Hypoglykämie ab einem Alter von vier Jahren bei Patienten mit Diabetes mellitus zugelassen.
Anwendung und Dosierung von Baqsimi
Baqsimi ist als Pulver in einem Einzeldosisbehältnis zur nasalen Anwendung auf dem Markt. Eine Dosis enthält 3 mg Glucagon, eine altersbedingte Dosisanpassung ist nicht erforderlich.
Kommt es zu einer schweren Hypoglykämie, wird das Nasenpulver in eines der beiden Nasenlöcher appliziert. Der Arzneistoff wird über die Nasenschleimhaut passiv resorbiert. Nach der Anwendung muss weder inhaliert noch tief eingeatmet werden.
Ablauf
In der Regel wird Baqsimi nicht vom Betroffenen selbst, sondern von einem Familienangehörigen, Freund oder Lebenspartner appliziert.
- geschweißte Folien durch Ziehen am roten Streifen entfernen
- Einzeldosisbehältnis aus dem Röhrchen entnehmen, Kolben noch nicht herunterdrücken!
- Einzeldosisbehältnis zwischen Fingern und Daumen halten
- solange die Spitze behutsam in eines der Nasenlöcher schieben, bis die Finger die Außenseite der Nase berühren
- Kolben vollständig durchdrücken, die Dosis wurde komplett appliziert, wenn der grüne Streifen nicht mehr zu sehen ist
- ist der Patient bewusstlos, sollte dieser auf die Seite gedreht werden
- sofort medizinische Hilfe rufen
- spricht der Patient auf die Behandlung an, sollen oral Kohlenhydrate verabreicht werden
Eine Erkältung mit verstopfter Nase hatte keinen Einfluss auf die Pharmakodynamik des Glucagon-Nasenpulvers, unabhängig davon, ob ein abschwellendes Nasenspray verwendet wurde oder nicht.
Wirkmechanismus bei Baqsimi
Der in Baqsimi enthaltene Wirkstoff ist eine synthetische Form des natürlichen Glucagons. Das Hormon gleicht die Insulinwirkung aus und führt bei einem niedrigen Insulinspiegel dazu, dass die Glukose aus der Leber in den Blutkreislauf freigesetzt und somit der Unterzuckerung entgegengewirkt wird. Ursache ist eine Aktivierung der Glucagon-Rezeptoren in der Leber. Es wird nicht nur die Glukosefreisetzung aus dem hepatischen Speicher aktiviert, sondern auch der Glykogenabbau. Ein antihypoglykämischer Effekt ist allerdings nur möglich, wenn auch ein hepatischer Glykogenspeicher vorhanden ist.
Nebenwirkungen
Als sehr häufige Nebenwirkungen wurden unter Baqsimi tränende Augen, Reizungen in Nase und Rachen, Übelkeit, Kopfschmerzen und Erbrechen dokumentiert.
Wechselwirkungen
Wie beschrieben, wirkt Insulin antagonistisch zu Glucagon. Indometacin kann die Wirkung von Glucagon hemmen und es kann eine Hypoglykämie ausgelöst werden. In Kombination mit Betablockern ist ein Blutdruck- und Pulsanstieg möglich. Denn es kommt unter Gabe von Glucagon zu einer Katecholamin-Ausschüttung der Nebennieren. Die gleichzeitige Gabe eines Betablockers kann zu einer ungehinderten alpha-adrenergen Stimulation und in der Folge zu einem stärkeren Blutdruckanstieg führen. Außerdem kann Glucagon die gerinnungshemmende Wirkung von Warfarin verstärken.
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