Ab sofort bekommen Apothekenangestellte mit Tarifbindung mehr Geld. Denn zum 1. Juli haben sich der Arbeitgeberverband Deutscher Apotheken (ADA) und die Apothekengewerkschaft Adexa für das Bundesgebiet auf einen neuen Tarifabschluss geeinigt. Scharfe Kritik kommt vom saarländischen Apothekerverein (SAV), der als Folge den Austritt aus dem ADA plant. Gilt der neue Tarifvertrag also nicht für Apothekenangestellte im Saarland?
Mehr Urlaub, kürzere Wochenarbeitszeit und mehr Geld – der neue Gehaltstarifvertrag und eine Anpassung des Bundesrahmentarifvertrags sollen Apothekenangestellten Entlastung bringen. Doch es gibt auch Kritik an der erzielten Einigung. Demnach bestehen „zwischen der absoluten Mehrheitsmeinung im Arbeitgeberverband und dem Saarländischen Apothekerverein e.V. erhebliche Differenzen bezüglich der Beurteilung des jetzigen Tarifabschlusses“, wie der SAV in einer Mitgliederinformation bereits vor der endgültigen Einigung mitgeteilt hat.
Dabei macht der SAV deutlich, dass die Mitarbeiter:innen im Hinblick auf die aktuelle Gehaltsstruktur ein noch höheres Plus verdient hätten, wie es zuletzt auch der Vorsitzende der Tarifgemeinschaft der Apothekenleiter (TGL) Nordrhein, Constantin Biederbick, betont hatte. Hinzukommt, dass der Tarifvertrag in Gänze, auch mit Blick auf seine Laufzeit, als „moderat“ zu betrachten sei. So ergebe sich zusammengerechnet für drei Jahre insgesamt im Schnitt eine Erhöhung in Höhe von 6,93 Prozent. Dennoch ist der Tarifabschluss für den SAV der Anlass, den Verband verlassen zu wollen. Denn es ergibt sich dabei mehr als ein Aber.
Tarifabschluss: Gehaltsplus vermittelt „katastrophalen Eindruck“
So könnten sich viele kleine Apotheken das Gehaltsplus nicht leisten. Generell lasse die derzeitige wirtschaftliche und politische Situation in keiner Weise eine wie auch immer geartete finanzielle Belastung der öffentlichen Apotheke zu. „Seit Monaten tragen wir das Mantra vor uns her, dass die öffentliche Apotheke am wirtschaftlichen Abgrund steht. Dies wird mit einem deutlichen Gehaltsplus konterkariert“, heißt es in der Mitgliederinformation.
Auch im Hinblick auf die ursprünglich von der Adexa geforderte Personalzulage in Höhe von 80 Cent pro Rx-Packung sei der Tarifabschluss kritisch zu betrachten. Denn mit ihrer Forderung, die ein bisher „einmaliger Vorgang in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland“ sei, habe die Gewerkschaft den Arbeitgebern „attestiert“, dass diese tatsächlich nicht in der Lage sind, ein deutliches Gehaltsplus zu leisten. Mit dem Tarifabschluss falle man dieser Argumentation und der Adexa in den Rücken.
Hinzukommt, dass der SAV den Tarifabschluss als falsches Signal zum falschen Zeitpunkt – Stichwort Apothekenreform – betrachtet. „Mit dem anvisierten Gehaltsplus signalisieren wir der Politik, dass sich die wirtschaftliche Lage der öffentlichen Apotheke nicht so dramatisch darstellt wie vorgetragen. Ein katastrophaler Eindruck.“
Neuer Tarifvertrag nicht für Apothekenangestellte im Saarland?
Daher habe sich der Vorstand des SAV bereits im Vorfeld einstimmig darauf geeinigt, den Tarifabschluss nicht mittragen zu wollen. Als Konsequenz und als „Zeichen nach innen und außen“ erfolge nun der Austritt aus dem ADA. Über die damit verbundenen Auswirkungen wolle der Verein seine Mitglieder rechtzeitig informieren.
Fest stehe jedoch, dass unabhängig vom Verbleib des Saarländischen Apothekervereins im ADA „der jetzige Abschluss des Gehaltstarifvertrages und des Bundesrahmentarifvertrages auch für das Saarland in Gänze für die gesamte Laufzeit Anwendung findet, da die Kündigung erst eine zukünftige Wirkung entfaltet.“
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