Die AMK hat die Tabellen ausgewählter Wirkstoffklassen um Antidepressiva erweitert. Die Äquivalenzdosistabellen können nun auch bei Antidepressiva den Austausch auf ein pharmakologisch-therapeutisch-vergleichbares Arzneimittel erleichtern.
Die Vergleichstabellen zu Äquivalenz- beziehungsweise Tagesdosen führen nun auch Antidepressiva auf. Aufgegliedert sind diese in drei Gruppen: Trizyklische Antidepressiva (TZA), Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) und Selektive Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRI).
Äquivalenzdosistabellen: Austausch von Antidepressiva
Trizyklische Antidepressiva
„Grundsätzlich sollte sowohl ein Austausch der Darreichungsformen als auch der Arzneistoffe derselben Arzneistoffklasse mit Vorsicht und unter Beachtung der patientenindividuellen Faktoren erfolgen“, schreibt die AMK. Weiter heißt es: „Ein Arzneistoffwechsel zwischen TZA (enge ärztliche Betreuung erforderlich) sollte, wenn möglich, ausschleichend erfolgen. Nach dem Absetzen sollte einschleichend dosiert werden.“ Zu den gelisteten TZA gehören Amitryptylin, Doxepin, Opipramol und Trimipramin mit stark bis sehr stark sedierenden Eigenschaften sowie Clomipramin, Imipramin und Nortriptylin mit weniger stark sedierenden Eigenschaften.
TZA sind relativ unselektiv und besitzen antidepressive, stimmungsaufhellende, beruhigende schlaffördernde, angstlösende und anticholinerge Eigenschaften. Die Wirkung ist auf die Hemmung der Wiederaufnahme von vor allem Noradrenalin und Serotonin in die präsynaptischen Nervenzellen zurückzuführen.
Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer
Auch bei den SSRI gilt laut AMK: „Grundsätzlich sollte sowohl ein Austausch der Darreichungsformen als auch der Arzneistoffe derselben Arzneistoffklasse mit Vorsicht und unter Beachtung der patientenindividuellen Faktoren erfolgen! Bei einem Arzneistoffwechsel zwischen SSRI (enge ärztliche Betreuung erforderlich) kann ein Aus- bzw. Einschleichen erforderlich sein. Aufgrund der Halbwertszeit des aktiven Metaboliten Norfluoxetin von 4 bis 16 Tagen ist bei einem Wechsel von Fluoxetin auf einen anderen SSRI eine 14-tägige Pause zu berücksichtigen.“
Aufgeführt sind Citalopram, Escitalopram, Fluoxetin, Fluvoxamin, Paroxetin und Sertralin in ihren unterschiedlichen Darreichungsformen.
SSRI besitzen ebenfalls antidepressive und stimmungsaufhellende Eigenschaften, die auf die selektive Hemmung der Wiederaufnahme von Serotonin in das präsynaptische Neuron zurückzuführen sind. Die Folge ist eine Erhöhung der Serotonin-Konzentration im synaptischen Spalt.
Austausche von Antidepressiva: Selektive Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer
Duloxetin, Milnacipran und Venlafaxin sind die SNRI, die in der Vergleichstabelle der AMK aufgeführt sind. „Grundsätzlich sollte sowohl ein Austausch der Darreichungsformen als auch der Arzneistoffe derselben Arzneistoffklasse mit Vorsicht und unter Beachtung der patientenindividuellen Faktoren erfolgen! Ein Arzneistoffwechsel zwischen SNRI (enge ärztliche Betreuung erforderlich) sollte, wenn möglich, ausschleichend erfolgen. Nach dem Absetzen sollte einschleichend dosiert werden“, so die AMK.
SNRI verfolgen einen dualen Wirkmechanismus und hemmen die Wiederaufnahme von Serotonin und Noradrenalin in die präsynaptischen Neuronen und erhöhen so deren Konzentration im synaptischen Spalt. SNRI besitzen eine antriebssteigernde Wirkung.
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