Der Hype um Ozempic und Wegovy (beide Semaglutid, Novo Nordisk) hält an. Doch neben der oftmals erwünschten Gewichtsreduktion sind die Arzneimittel auch mit Nebenwirkungen verbunden. Ob Semaglutid das Risiko für Augenerkrankungen erhöhen kann, haben Forschende herausgefunden.
Während Ozempic ausschließlich die Zulassung zur Behandlung von Erwachsenen mit unzureichend kontrolliertem Diabetes mellitus Typ 2 als Zusatz zu Diät und körperlicher Aktivität hält, wird Wegovy zur Gewichtsregulierung, einschließlich Gewichtsabnahme und Gewichtserhaltung, als Ergänzung zu einer kalorienreduzierten Ernährung und verstärkter körperlicher Aktivität bei Erwachsenen mit einem Body-Mass-Index (BMI) von ≥ 30 kg/m2 (Adipositas) oder ≥ 27 kg/m2 bis < 30 kg/m2 (Übergewicht) eingesetzt, wenn mindestens eine gewichtsbedingte Begleiterkrankung vorliegt.
Doch der enthaltene Wirkstoff Semaglutid kann nicht nur den Blutzucker senken und den Appetit hemmen, sondern ist auch mit Nebenwirkungen verbunden. Allem voran drohen meist gastrointestinale Beschwerden. Nun haben Forschende herausgefunden, dass Semaglutid auch das Risiko für bestimmte Augenerkrankungen erhöhen könnte.
Augenerkrankungen: Plötzlicher Sehverlust durch Semaglutid?
Ein internationales Forscherteam der Universität und des Universitätsklinikums Birmingham (Großbritannien) hat die Daten von knapp 17.000 Patient:innen aus Augenkliniken untersucht. Rund 1.700 von ihnen litten an Typ-2-Diabetes oder Adipositas und wurden mit Semaglutid oder anderen Wirkstoffen behandelt. Dabei überprüften sie, ob sich unter der Behandlung mit dem GLP-1-Rezeptoragonisten das Risiko für Augenerkrankungen wie eine nichtarteriitische anteriore ischämische Optikusneuropathie (nAION), eine Sehnerverkrankung, die zu einem plötzlichen einseitigen Verlust der Sehkraft führen kann, erhöht. Die Beobachtungszeit lief über drei Jahre.
Dabei zeigte sich: Unter dem Wirkstoff kam es deutlich häufiger zu nAION, und zwar unabhängig von der Indikation. Demnach wiesen Diabetes-Patient:innen, die Ozempic nutzten, um ihren Blutzuckerspiegel zu kontrollieren, ein vierfach höheres Risiko für nAION auf als Personen, die mit anderen Wirkstoffen therapiert wurden. Kam Semaglutid zum Gewichtsmanagement zum Einsatz, fiel das Risiko für derartige Augenerkrankungen sogar um bis zu siebenmal höher aus.
Zwar weist Novo Nordisk in den Gebrauchsinformationen bereits auf Augenerkrankungen unter Semaglutid, genau auf das Auftreten von diabetischer Retinopathie bei Patient:innen mit Diabetes mellitus Typ 2 sowie mögliche Komplikationen bei bereits vorliegender Erkrankung, hin. Das Risiko eines Sehverlustes durch nAION findet sich dort jedoch bisher nicht.
Die Studienautor:innen warnen zwar vor dem womöglich erhöhten Risiko, weisen jedoch auch darauf hin, dass weitere, klinische Studien ihre Ergebnisse bestätigen müssten.
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