Auftragen statt schlucken: Verhütungsgel für den Mann
Während die Pille für den Mann weiter auf sich warten lässt, zeigen neue Studiendaten, dass ein Verhütungsgel für Männer die Spermienproduktion bereits nach wenigen Wochen effektiv hemmen kann.
Geht es um die Verhütung, sollten auch Männer künftig stärker in die Pflicht genommen werden, findet ein Großteil der Bürger:innen. Nicht umsonst arbeiten Forschende weiter unter Hochdruck an einer Pille für den Mann – und zwar auch hormonfrei. Doch alternativ könnte nun eine Verhütung zum Auftragen statt zum Schlucken ins Spiel kommen – ein hormonelles Verhütungsgel für Männer. Erste Studiendaten zeigen eine schnelle und effektive Wirkung, die bisherige Präparate übertreffen soll.
Verhütungsgel für Männer: Wirkstoffkombi hemmt Spermienproduktion
An der Entwicklung des Verhütungsgels für den Mann sind verschiedene staatliche US-Gesundheitsbehörden der National Institutes of Health (NIH) beteiligt, darunter das Population Council und das National Institute of Child Health and Human Development (NICHD). Das Ziel ist es, mit dem Gel den Hormonspiegel im männlichen Blut stabil zu halten und zugleich eine reversible Sterilität zu erzielen, ohne die normale Sexualfunktion zu beeinträchtigen. Das nun entwickelte Präparat soll einmal täglich im Schulterbereich aufgetragen werden. Enthalten sind 74 mg Testosteron und 8 mg Segesteronacetat.
Testosteron ist ein Steroidhormon, das zu den Androgenen gehört und unter anderem an der Entwicklung der männlichen Geschlechtsmerkmale, der Förderung der Muskelmasse, der Spermienproduktion sowie der Aufrechterhaltung der Libido beteiligt ist. Die Wirkung beruht auf einer Bindung an Androgenrezeptoren, wodurch die Transkription spezifischer Gene angekurbelt und die Proteinsynthese gefördert wird. Der Wirkstoff steht als Injektionslösung oder zur dermalen Anwendung zur Verfügung.
Segesteronacetat, auch Nestoron genannt, ist ein synthetisches Gestagen, das etwa 100-mal stärker wirkt als Progesteron. Der Wirkstoff kommt bereits zur Kontrazeption bei Frauen zum Einsatz, beispielsweise in Vaginalringen.
In einer Phase-2b-Studie mit 222 Männern konnte gezeigt werden, dass die Wirkstoffkombination in dem Verhütungsgel die männliche Fruchtbarkeit bereits ab einer Anwendungsdauer von vier Wochen wirksam unterdrücken konnte. Konkret wurde die Spermienproduktion deutlich gehemmt. So war die Spermienzahl bei 20 Prozent der Teilnehmenden bereits in der fünften Anwendungswoche deutlich reduziert, in Woche acht waren es mehr als 50 Prozent und nach 15 Wochen 86 Prozent. Gemessen wurde dies anhand der vorhandenen Spermienzahl in Samenproben. Ab einem Wert von ≤ 1 Million Spermien/ml wurde dabei von einer sicheren Verhütung ausgegangen.
Zum Vergleich: Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gilt als Richtwert für eine normale Spermienproduktion eine Spermienanzahl von mindestens 16 Millionen pro Milliliter Ejakulat.
Das Verhütungsgel für Männer sei damit laut den Forschenden deutlich schneller als beispielsweise injizierbare Präparate, bei denen es zwischen neun und 15 Wochen dauere, bis die Spermienzahl unter den genannten Wert falle. Zurückgeführt wird dies auf Segesteronacetat, das den Effekt von Testosteron beschleunige. „Eine schnellere Unterdrückung der Wirkung kann die Attraktivität und Akzeptanz dieses Medikaments für potenzielle Anwender erhöhen“, so das Fazit. Nun wird das Gel von rund 400 Paaren weiterhin angewendet, um es im Hinblick auf Wirksamkeit, Sicherheit, Akzeptanz und Reversibilität der Empfängnisverhütung nach dem Ende der Behandlung zu überprüfen.
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