Erst Impfstopp, dann grünes Licht: In der letzten Woche sorgte der Corona-Impfstoff von AstraZeneca für Wirbel. Nach einer vorsorglichen viertägigen Impfpause für die Vakzine darf diese seit Freitag bundesweit wieder verimpft werden. Wie neue Studien zeigen, ist die Wirksamkeit von AstraZeneca offenbar hoch, doch das Vertrauen fehlt.
Nach Berichten über das Auftreten von seltenen Hirnvenenthrombosen im zeitlichen Zusammenhang mit der AstraZeneca-Vakzine verhängte Gesundheitsminister Jens Spahn am vergangenen Montag einen vorsorglichen Impfstopp. Nach weiteren Untersuchungen gab es von der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) am Donnerstag wiederum grünes Licht: Der Corona-Imfpstoff des schwedisch-britischen Herstellers sei sicher und der Nutzen übertreffe die Risiken, so die EMA. Folglich hob Spahn den Impfstopp auf, sodass bereits seit Freitag wieder mit der Vakzine geimpft werden kann. Inzwischen haben Forscher:innen der Universität Greifswald auch den Mechanismus der Thrombosen in Zusammenhang mit der Impfung entschlüsselt und bereits eine Therapieoption gefunden. Gute Nachrichten gibt außerdem eine neue Studie der Oxford University, wonach die Wirksamkeit der AstraZeneca-Vakzine bei knapp 80 Prozent liegen soll. Die schlechte Nachricht ist jedoch, dass es der Bevölkerung offenbar an Vertrauen fehlt.
Studie bestätigt Wirksamkeit von AstraZeneca-Vakzine, doch Vertrauen schwindet
Die Wirksamkeit des AstraZeneca-Imfpstoffes wurde vom Hersteller in einer Phase-III-Studie mit Proband:innen in den USA, Peru und Chile untersucht. Mehr als 32.000 Personen nahmen an der Untersuchung teil, wobei jeweils ein Teil von ihnen im Abstand von vier Wochen zwei Standarddosen der Vakzine oder eines Placebos bekam. Auf Basis dessen zeigte sich, dass der Impfstoff eine Wirksamkeit von 79 Prozent gegen eine symptomatische Covid-19-Erkrankung aufweist und sogar zu 100 Prozent vor schweren Verläufen schützt.
Im Rahmen der Studie wurde außerdem eine neurologische Überprüfung im Hinblick auf mögliche thrombotische Ereignisse oder eine zerebrale Sinus-/Venenthrombose vorgenommen. Ein erhöhtes Risiko für diese Ereignisse konnte bei keinem/keiner der Teilnehmer:innen mit mindestens einer Impfstoffdosis festgestellt werden. Auch weitere Sicherheitsbedenken blieben aus. „Diese neuen Ergebnisse sind eine weitere Bestätigung für die Sicherheit und Wirksamkeit. In vielen verschiedenen Ländern und über alle Altersgruppen hinweg bietet der Impfstoff ein hohes Maß an Schutz gegen Covid-19 und wir hoffen, dass dies zu einem noch breiteren Einsatz des Impfstoffs bei den weltweiten Versuchen, die Pandemie zu beenden, führen wird“, erklärte Professorin Sarah Gilbert, die den Impfstoff mitentwickelt hat.
Ob sich ihre Hoffnung trotz der nachgewiesenen hohen Wirksamkeit von AstraZeneca bestätigen wird, ist aktuell fraglich. Denn Expert:innen des Nationalen Instituts für Allergien und Infektionskrankheiten (NIAID) haben Bedenken hinsichtlich der Aktualität der Studiendaten. Sie wollen daher eigene Untersuchungen anstellen.
Zudem hatten die Meldungen der vergangenen Woche einen massiven Einfluss auf das Vertrauen der Bevölkerung in die Vakzine. Dies zeigt eine Befragung des Meinungsforschungsinstituts Yougov von Mitte März. Dazu wurden Personen in Großbritannien, Deutschland, Italien, Frankreich und Spanien befragt. Das Ergebnis ist eindeutig: Das Vertrauen in AstraZeneca ist geschwunden. In allen Ländern bis auf Großbritannien hält die Mehrheit der Befragten den Impfstoff für unsicher. Allein in Deutschland sind es mehr als die Hälfte der Umfrageteilnehmer:innen (55 Prozent) – ein Zuwachs um 15 Prozentpunkte in nur wenigen Wochen. Nur jede/r Dritte hält die Vakzine hierzulande für sicher, während es zuletzt noch 43 Prozent waren.
Am größten ist die Unsicherheit in Frankreich (61 Prozent). In Spanien und Italien ist der Anteil derjenigen, die die Vakzine für unsicher halten, zwar etwas geringer (52 Prozent sowie 43 Prozent), allerdings haben sich beide Werte im Vergleich zu Ende Februar mehr als verdoppelt. In Großbritannien ist das Vertrauen in AstraZeneca dagegen nahezu ungebrochen: Mehr als drei Viertel halten ihn für sicher (77 Prozent), nur 9 Prozent für unsicher.
Das könnte dich auch interessieren
Mehr aus dieser Kategorie
Tetracycline in der Schwangerschaft: Risiko für Fehlbildungen?
Bei der Einnahme von Arzneimitteln in der Schwangerschaft ist mitunter Vorsicht geboten, um die Gesundheit von Mutter und ungeborenem Kind …
Technischer Fehler: Airbufo löst nicht aus
Weil bei Airbufo Forspiro (Budesonid/Formoterol) aufgrund eines technischen Fehlers in sehr seltenen Fällen eine Dosisabgabe bereits bei der ersten Benutzung …
Rezeptur 1×1: Minoxidil-Schaum
Ob Wirkstoffe, Zubereitung oder Wechselwirkungen – nicht nur bei der Beratung im HV, sondern auch in der Rezeptur ist dein …