Ob Ei, Fisch oder Erdnüsse: Verschiedene Lebensmittel können für einige Personen zum Risiko werden. Stichwort Lebensmittelallergie. Ob ein Asthmamedikament vor schweren allergischen Reaktionen, beispielsweise bei versehentlicher Aufnahme, schützen kann, zeigt eine Studie.
Etwa vier von 100 Menschen leiden hierzulande an einer Lebensmittelallergie. Kommt es zum Kontakt mit dem Allergen beziehungsweise einem Verzehr, sind Hautausschlag, Juckreiz, Schnupfen, Niesreiz, geschwollene und tränende Augen, Atemprobleme und Magen-Darm-Beschwerden nur einige Symptome.
Als Therapieoptionen kommt neben einer Vermeidung der entsprechenden Allergene meist nur eine Notfallbehandlung mit Adrenalin nach einer versehentlichen Exposition in Betracht. Einen effektiven Schutz vor allergischen Reaktionen bei Lebensmittelallergie könnte jedoch auch das Asthmamedikament Xolair mit dem Antikörper Omalizumab bieten, zeigt eine Studie.
Für Erdnussallergiker:innen ist seit 2020 Palforzia zur Behandlung in der EU zugelassen, bietet jedoch laut dem Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen nur einen geringen Zusatznutzen.
Lebensmittelallergie vs. Unverträglichkeit
Bei einer Lebensmittelallergie wirken bestimmte Lebensmittel oder deren Bestandteile als Allergene und rufen eine verstärkte, spezifische Reaktion des Immunsystems hervor. Bei einer Unverträglichkeit/Intoleranz ist das Immunsystem dagegen nicht beteiligt. Statt einer Allergie handelt es sich häufig um Enzymdefekte sowie toxische und pseudoallergische Reaktionen. Hinzukommt, dass Personen mit Unverträglichkeiten meist kleine Mengen der betreffenden Substanz vertragen können.
Lebensmittelallergie: Asthmamedikament zum Schutz vor allergischen Reaktionen?
Omalizumab gehört zu den monoklonalen Antikörpern und blockiert selektiv humanes Immunglobulin (Ig) E und dessen Bindung an IgE-Rezeptoren auf Basophilen und Mastzellen. Der Wirkstoff sorgt für eine Hemmung der Freisetzung von Entzündungsmediatoren wie Histamin und Leukotrienen aus den Mastzellen sowie der IgE-vermittelten Entzündung. Omalizumab kommt neben der Behandlung von allergischem, IgE-vermitteltem Asthma und chronischer spontaner Urtikaria, wenn H1-Antihistaminika nicht anschlagen, auch bei schwerer chronischer Rhinosinusitis mit Nasenpolypen, zusätzlich zur Behandlung mit intranasalen Corticosteroiden, zum Einsatz.
Forschende der Johns Hopkins University in Baltimore (USA) haben in Zusammenarbeit mit dem Nationalen Institut für Allergien und Infektionskrankheiten untersucht, wie sich Omalizumab bei der Behandlung einer Lebensmittelallergie auswirken kann. Dafür wurden Personen, die an verschiedenen Lebensmittelallergien, darunter Erdnüsse und mindestens ein weiteres Lebensmittel, leiden, 16 bis 20 Wochen lang alle zwei bis vier Wochen subkutan mit Omalizumab oder einem Placebo behandelt. Anschließend nahmen sie kleine Mengen des jeweiligen Allergens zu sich und es wurde die Verträglichkeit überprüft.
Das Ergebnis
Das Asthmamedikament kann Personen mit einer Lebensmittelallergie effektiv vor schweren allergischen Reaktionen schützen. So konnte die Mehrheit der Teilnehmenden, die mit Omalizumab behandelt wurden, beispielsweise ohne Beschwerden kleine Mengen Erdnüsse verzehren, während es unter Placebo nur wenige waren. Doch auch gegenüber anderen Nahrungsmittelallergenen wurde die Schwellenreaktivität durch die Behandlung erhöht, sodass die Patient:innen vor Reaktionen nach versehentlicher Exposition geschützt werden könnten. „Das ist einzigartig, denn wir haben herausgefunden, dass Omalizumab bei sieben verschiedenen Nahrungsmittelallergenen wirksam ist“, heißt es in einer Pressemitteilung der Johns Hopkins University.
Ein Freifahrtschein seien die Ergebnisse jedoch nicht. Betroffene sollten die entsprechenden Allergene dennoch meiden, da der Antikörper keinen vollständigen Schutz biete.
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