Seit Beginn der Corona-Pandemie läuft die Suche nach effektiven Möglichkeiten zur Prävention und Behandlung von Covid-19 auf Hochtouren. Dabei spielt auch Acetylsalicylsäure (ASS) immer wieder eine Rolle. Forscher:innen haben nun den Nutzen von ASS bei der Covid-19-Behandlung überprüft.
Nasenspray, Mundspülung und Co. sind nur einige Optionen, die beim Umgang mit SARS-CoV-2 im Gespräch sind. Neben Möglichkeiten zur Vorbeugung einer Corona-Erkrankung wird außerdem fieberhaft nach Wegen gesucht, eine bestehende Infektion zu behandeln. Und hier kommt ASS ins Spiel. Zuletzt waren israelische Wissenschaftler:innen zu dem Schluss gekommen, dass einerseits mit der Einnahme von ASS ein geringeres Corona-Risiko einhergehen und andererseits die Krankheitsdauer im Ernstfall verkürzt werden könnte. Außerdem ließen die Ergebnisse auf eine höhere Überlebensrate bei hospitalisierten Personen schließen. Letzteres widerlegen nun neue Studienergebnisse.
Englischen Forscher:innen zufolge zeige ASS bei der Covid-19-Behandlung keinen signifikanten Nutzen, beispielsweise eine gesteigerte Überlebensrate für im Krankenhaus behandelte Patient:innen. Die Studienergebnisse wurden zunächst als Preprint veröffentlicht. Aber der Reihe nach.
Für ihre sogenannte RECOVERY-Studie haben Wissenschaftler:innen mehrerer englischer Forschungseinrichtungen Behandlungsmöglichkeiten für Patient:innen mit Covid-19 im Krankenhaus getestet. Dabei spielte der Einsatz von ASS eine entscheidende Rolle. Denn das Medikament würde den Forscher:innen zufolge bei anderen Erkrankungen häufig zur Verringerung der Blutgerinnung zum Einsatz kommen. Da eine Corona-Infektion ebenfalls mit einem erhöhten Risiko für Thrombosen verbunden sei, sollte der Nutzen von ASS bei der Covid-19-Behandlung überprüft werden.
Zwischen November 2020 und März 2021 erhielt dafür rund die Hälfte der insgesamt 15.000 Studienteilnehmer:innen einmal täglich 150 mg ASS, die andere Hälfte dagegen nicht. Das Resultat: „Es gab keinen Hinweis darauf, dass die ASS-Behandlung die Sterblichkeit reduziert“, heißt es in einer Pressemitteilung der Universität Oxford, die an der Studie beteiligt war. Zwar war die Dauer des Krankenhausaufenthaltes geringfügig kürzer und die Wahrscheinlichkeit, lebend entlassen zu werden, bei den mit ASS behandelten Corona-Patient:innen etwas höher. Dennoch „scheint dies nicht ausreichend zu sein, um einen weit verbreiteten Einsatz bei Patienten, die mit Covid-19 hospitalisiert wurden, zu rechtfertigen“, erklärt Studienautor Peter Horby.
Dass ASS zur Covid-19-Behandlung keinen nennenswerten Nutzen zeigen konnte, sei seinem Kollegen Martin Landray zufolge „enttäuschend“. Denn es gebe „einen starken Hinweis darauf, dass die Blutgerinnung für die Verschlechterung der Lungenfunktion und den Tod bei Patienten mit schwerem Covid-19 verantwortlich sein könnte.“ ASS stelle eine kostengünstige Behandlungsmöglichkeit dar, die sich bei anderen Erkrankungen bewährt habe.
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