Zur Schlaganfallprophylaxe ist Acetylsalicylsäure (ASS) ein häufig verordneter Wirkstoff. Doch in einer Studie wurde aufgezeigt, dass die Anwendung von ASS in niedrigen Dosierungen keine ausreichende Wirkung zur Prophylaxe eines ischämischen Schlaganfalls hat. Allerdings steigt durch die regelmäßige Einnahme von ASS das Risiko eine Hirnblutung zu erleiden.
In der ASPREE-Studie (Aspirin in reducing events in the elderly) wurden durch Forscher:innen der Monash University in Melbourne die Daten von etwa 19.100 Studienteilnehmer:innen ausgewertet. Betrachtet wurden ältere Personen im Alter von durchschnittlich 74 Jahren, die in Gemeinschaftseinrichtungen lebten und keine kardiovaskulären Vorerkrankungen hatten. Im Rahmen der Studie erhielten etwa die Hälfte aller Studienteilnehmer:innen täglich 100 mg ASS zur Schlaganfallprophylaxe. Die andere Gruppe wurde mit einem Placebo versorgt. Die Beobachtung der Patient:innen wurde für knapp fünf Jahre durchgeführt und die Ergebnisse anschließend zusammengetragen.
ASS zeigte keine signifikante Verbesserung des Schlaganfall-Risikos
In der Gruppe der Studienteilnehmer:innen, die ASS erhielten, traten innerhalb der Beobachtungszeit von fünf Jahren 146 ischämische Schlaganfälle auf. Die Placebogruppe verzeichnete ein Auftreten von ischämischen Schlaganfällen bei 166 Personen. Trotz der regelmäßigen Anwendung von ASS ist lediglich eine Differenz von 20 Personen zwischen den beiden Gruppen zu berücksichtigen. Es wurde also keine statistisch signifikante Verringerung des Risikos einen ischämischen Schlaganfall zu erleiden unter der täglichen Einnahme von 100 mg ASS festgestellt.
Jedoch wurde ein Anstieg von Hirnblutungen in der Gruppe der Patient:innen, die ASS einnahmen, erkannt. Bei 108 Proband:innen der ASS-Gruppe ereigneten sich Hirnblutungen. In der Placebo-Gruppe traten Hirnblutungen bei 79 Personen auf, also 29 Fälle weniger als in der ASS-Gruppe. In 49 Fällen zog die Hirnblutung auch einen hämorrhagischen Schlaganfall bei den Betroffenen, die ASS einnahmen nach sich. Unter den Patient:innen, die in der Placebo-Gruppe eine Hirnblutung erlitten, trat bei 37 Personen ein hämorrhagischer Schlaganfall auf.
- Ischämischer Schlaganfall: ausgelöst durch die Blockade einer Arterie, die das Hirn mit Blut versorgt
- Hämorrhagischer Schlaganfall: ausgelöst durch eine Hirnblutung, die Druck auf benachbarte Hirnareale ausübt
ASS durch das Risiko einer Hirnblutung nicht zur prophylaktischen Anwendung geeignet?
Auch wenn die aufgetretenen Fälle der Hirnblutungen unter der Einnahme von ASS sich auf einem niedrigen Niveau bewegen, handelt es sich um eine schwerwiegende Nebenwirkung, die auch tödlich enden kann. Vor allem bei Patient:innen, die keine kardiovaskulären Vorerkrankungen und somit ein geringeres Risiko haben einen ischämischen Schlaganfall zu erleiden sollte eine Nutzen-Risiko-Bewertung erfolgen. Die prophylaktische Anwendung ohne ärztliche Rücksprache ist nicht anzuraten und Patient:innen darauf zu verweisen, eine langfristige Anwendung von ASS mit ihrem Arzt oder ihrer Ärztin abzusprechen.
Hinzu kommt auch das größere Sturzrisiko bei älteren Personen durch Gangunsicherheiten. Hier ist, bei einem Sturz auf den Kopf, die Gefahr eine Hirnblutung zu erleiden unter der niedrigdosierten täglichen Einnahme von ASS ebenfalls erhöht.
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