Bei neun von zehn Beschäftigten hierzulande wird die Arbeitszeit erfasst. Kein Wunder, denn dies ist seit einem Urteil des Bundesarbeitsgerichts (BAG) aus dem September 2022 Pflicht. Bei der Arbeitszeiterfassung hat die Dokumentation auf Papier die Nase vorn. Geht es um die Frage nach dem Was, wird es kurios. Denn viele Beschäftigte wollen auch die Zeiterfassung selbst erfassen.
Seit rund einem halben Jahr ist klar: Arbeitgebende müssen „zum Schutz der Sicherheit und Gesundheit der Arbeitnehmer ein objektives, verlässliches und zugängliches System einzuführen, mit dem die von den Arbeitnehmern geleistete tägliche Arbeitszeit gemessen werden kann“, wie es vom BAG heißt. Bei einem Großteil der Beschäftigten wird das auch bereits umgesetzt – und zwar in Papierform, zeigt eine Umfrage des internationalen Marktforschungsunternehmens Arlington Research unter 1.000 Beschäftigten.
Demnach sind Stift und Papier bei der Arbeitszeiterfassung für jede/n Vierten unverzichtbar. Dicht dahinter folgt die Stechuhr, die ebenfalls bei knapp einem Viertel für die Zeiterfassung genutzt wird. Digitale Lösungen wie Excel-Tabellen, zentrale Erfassungssysteme, Apps oder Browser-Formate kommen im Vergleich deutlich seltener zum Einsatz. Da wundert es nicht, dass knapp vier von zehn Befragten bei der Zeiterfassung Verbesserungspotenzial sehen.
Beschäftigte wollen auch Zeiterfassung als Arbeitszeit erfassen
Doch Unterschiede gibt es nicht nur beim Wie, sondern vor allem beim Was. Und dabei ist Zündstoff vorprogrammiert. Denn: Anfang und Ende der Dienstzeit werden zwar von jedem/jeder zweiten Beschäftigten dokumentiert, in Sachen Pausen wird es jedoch dünn. Nur ein Drittel hält die Mittagspause schriftlich fest, kleinere Unterbrechungen wie Kaffee- und/oder Raucherpausen werden dagegen nur bei 12 Prozent dokumentiert. Zwar gelten diese streng genommen nicht als Arbeitszeit, doch vielerorts fehlt es an einheitlichen Regelungen.
Kein Wunder, dass jede/r Fünfte in diesem Bereich Potenzial zum Schummeln bei der Zeiterfassung sieht. Die Hälfte der Befragten spricht sich dafür aus, Raucherpausen auch als Pausenzeiten zu erfassen, jede/r Fünfte will dagegen kündigen, wenn sich der/die Chef:in dazu entscheiden sollte. Und es wird noch kurioser: Ebenfalls jede/r Fünfte ist der Meinung, dass die Zeiterfassung selbst auch erfasst werden sollte, weil sie in die Arbeitszeit fällt. Für 13 Prozent sollte auch der Arbeitsweg dokumentiert werden.
Generell sieht die Mehrheit in der Arbeitszeiterfassung Vorteile – für Angestellte sowie für Chef:innen.
Mehr aus dieser Kategorie
21.000 Euro weniger: PTA-Gehalt stark unter Durchschnitt
Rund 52.300 Euro brutto verdienen Erwerbstätige hierzulande pro Jahr im Durchschnitt. PTA können da nicht mithalten. Im Gegenteil: Je nach …
Drei-Tage-Regel bei Krankschreibung: Wochenende zählt mit
An einer Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (AU) führt meist kein Weg vorbei, wenn Angestellte auf der Arbeit krankheitsbedingt ausfallen. Seit rund zwei Jahren …
Lieferengpässe: ALBVVG bringt keine Besserung
Lieferengpässe sind Dauerthema in den Apotheken. Derzeit sind mehr als drei Millionen Versicherte von Engpässen betroffen. Das ist das Ergebnis …