Die Abda ruft am 14. Juni alle Apothekenteams zum Protest auf. Mehr als die Hälfte der Apotheken folgt und bleibt geschlossen. Auch in der Antonius-Apotheke in Sankt Augustin nahe Bonn wurde über eine Teilnahme diskutiert – mit Erfolg. Denn das Team will gemeinsam in Düsseldorf protestieren. „Apotheken müssen ihre Rechte einfordern“, lautet die Botschaft.
Seit mehreren Wochen ist der bevorstehende bundesweite Protesttag das Thema in den Apotheken. Denn für viele stellt sich die Frage: mitmachen oder nicht? Auch in der Antonius-Apotheke, in der PTA IN LOVE-Influencerin Karin Heisler arbeitet, kam die Diskussion um eine Protest-Teilnahme auf. Dabei hatte die Chefin anfangs eine klare Meinung: „Das können wir doch nicht machen, wir können doch nicht einfach schließen.“ Der Grund: Die Sorge um das Wohl der Patient:innen. Denn wenn die Apotheke sich am Streik beteiligt, würde sie ihrem Versorgungsauftrag nicht nachkommen. „Dann stehen die Patient:innen vor verschlossenen Türen und sind praktisch aufgeschmissen“, so die PTA. Viele Kund:innen – vor allem Ältere – seien nicht mobil, sodass ein Gang in die Notdienstapotheke für sie nicht infrage komme.
Hinzukommt, dass die Apotheken schon (zu) lange nicht gestreikt haben, sodass Patient:innen es überhaupt nicht kennen, dass eine Apotheke plötzlich „außer der Reihe“ geschlossen hat und ihrem Versorgungsauftrag nicht nachkommt, ergänzt Karin.
Auch die Nachbarapotheke war in puncto Patientenversorgung besorgt. „Davon lässt man sich natürlich auch etwas beeinflussen.“ Eine andere Apotheke telefonierte sogar herum und wies die Kolleg:innen darauf hin, gerne die Kund:innen zu übernehmen, wenn die Apotheke am Protesttag geschlossen bleibt. Für die PTA ist das ein No-Go. „Wir sitzen alle im selben Boot und sollten an einem Strang ziehen und uns gegenseitig unterstützen, anstatt in den Rücken zu fallen.“ Bei einem solchen Verhalten sei es klar, dass Chef:innen zunächst einmal denken würden, ihren Versorgungsauftrag zu vernachlässigen und Kund:innen zu verärgern, sodass diese abwandern.
Gemeinsamer Protest in Düsseldorf
Doch in den letzten Tagen hat sich die Meinung der Chefin in Sachen Protest geändert – nicht zuletzt durch intensive Gespräche mit ihren Mitarbeiter:innen. Dazu hatte auch die Adexa die Kolleg:innen aufgerufen. Nun soll auch die Antonius-Apotheke am 14. Juni geschlossen bleiben, nachdem zuvor Patient:innen sowie die ansässigen Arztpraxen ausführlich dazu informiert wurden. Doch damit nicht genug. Die Chefin hat das Team sogar aufgerufen, gemeinsam nach Düsseldorf zur Großdemo zu fahren fahren und sich am Streik zu beteiligen. „Es muss einfach etwas geändert werden“, lautet die Botschaft.
Auch die PTA teilt diese Meinung. Schließlich machen auch andere Berufsgruppen – Pilot:innen, Ärzt:innen und Co. – auf Missstände aufmerksam und streiken. „Aber wir Apothekenteams nicht, wir sind immer da.“ Doch werde es höchste Zeit, dies zu ändern. „Auch die Apotheken müssen ihre Rechte einfordern.“
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