Seit zwölf Uhr streiken die Apotheken in Hamburg, Schleswig-Holstein, Brandenburg und im Saarland. Mit dabei sind auch die Esmarch Apotheke und die Löwen-Apotheke in Heide. Denn dort haben sich mehrere Kolleg:innen im Ort zusammengeschlossen und entschieden, beim Apotheken-Streik mitzumachen und die Türen heute Nachmittag geschlossen zu halten.
„Generell ist die Apothekerschaft ja eher gesetzes- und richtlinienhörig und es gab wenig bis keinen Protest, da ist so eine Aktion schon gut“, heißt es aus der Esmarch Apotheke. Kein Wunder, dass sich gleich mehrere Apotheken in Heide heute gemeinsam solidarisieren und am Apotheken-Streik teilnehmen. „Wir haben die Poster von der Abda aufgehängt, Handzettel ausgelegt, bespielen unsere Monitore im HV damit und informieren auch auf unseren Social Meda-Kanälen darüber.“ Auf Facebook heißt es beispielsweise: „Zusammen mit den Apotheken dieser Region wollen wir ein Zeichen setzen und auf die wirtschaftliche Misslage der Apotheken aufmerksam machen und ein Zeichen an die Politik senden.“
Außerdem wurden die Kund:innen direkt angesprochen, dass heute Nachmittag geschlossen ist. Die Reaktion darauf? Eher verhalten. „Einige wünschen uns Glück und Erfolg“, so eine Mitarbeiterin. Bei anderen fehle dagegen das Verständnis für die Hintergründe des Apotheken-Streiks. „Hier versuchen wir natürlich aufzuklären und es möglichst verständlich zu machen.“ Negative Reaktionen gab es bisher nicht. Und das, obwohl die Aktion für die Kund:innen durchaus spürbar sein dürfte. „Wir liegen direkt gegenüber einer Notdienstpraxis, sodass wir am Mittwochnachmittag normalerweise einiges zu tun haben.“ Ob das Team während des Streikzeitraums mit den Kund:innen in den Dialog tritt und/oder außerhalb der Apotheke auf die Aktion aufmerksam macht, wird spontan entschieden. Zunächst einmal ist erst Abarbeiten im Backoffice geplant.
Auch in der Löwen-Apotheke in Heide fallen die Kundenreaktionen gemischt aus. Neben Glückwünschen und Solidaritätsbekundungen kommt mitunter auch die Frage, ob das Team heute Nachmittag also einfach frei macht. Und auch die Frage nach einer Ausnahme für die Belieferung trotz Streik erreichte die Kolleg:innen.
Apotheken-Streik: Mehr Wirkung durch bessere Organisation?
Die Ahorn-Apotheke in Tostedt bei Hamburg streikt zwar nicht mit, ist jedoch in Gedanken bei den Kolleg:innen, die ein Zeichen setzen. „Wir sind im Herzen dabei“, erklärt Inhaberin Angéla Kremer. Der Grund: Die Apotheke gehört zum Bundesland Niedersachsen, in dem nicht zum Apotheken-Streik aufgerufen wurde. Hinzu kommt, dass der Zeitpunkt schwierig ist. „Bei uns im Ort fallen aktuell bereits einige Ärzt:innen krankheitsbedingt aus, da können wir die Kund:innen und Patient:innen nicht im Stich lassen.“ Andernfalls wäre die Versorgung in Gefahr, so Kremer weiter. Dennoch unterstützt sie die Protestaktion grundsätzlich, immerhin mussten Apotheken vor allem in den letzten Jahren viele Herausforderungen stemmen und waren dabei oftmals auf sich alleine gestellt. Jetzt an Honorarkürzungen zu denken, sei der falsche Weg.
Generell hätte sie sich jedoch eine bessere Organisation für den Protesttag gewünscht, sodass dieser beispielsweise auch bundesweit und in noch mehr Apotheken zum Tragen kommt. „Natürlich kann nicht jede Apotheke mitmachen und wir können die Versorgung auch nicht allein den Notdiensthabenden überlassen, aber man hätte sich ein System überlegen können, beispielsweise eine Aufteilung nach BGA-Nummern, sodass jede zweite Apotheke dabei gewesen wäre“, sagt die Inhaberin. Auch der Termin an einem Mittwochnachmittag ist ihr ein Dorn im Auge. Ein stärker frequentierter Tag wie ein Montagvormittag wäre ihrer Meinung nach wirkungsvoller gewesen, um ein Zeichen zu setzen und den Protest auch spürbar zu machen. Das sieht die Emsacher Apotheke ähnlich. „Die Wirkung könnte eher symbolisch sein“, heißt es.
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