Der Pride Month dreht sich um mehr als bunte Regenbogenflaggen. Viel mehr geht es darum, auf Missstände und Diskriminierung unter anderem für die LGBTQIA+-Community aufmerksam zu machen. Denn diese sind für trans* und nicht-binäre Personen häufig noch immer Alltag. Um das zu ändern, sind auch Apotheken gefragt, heißt es vom Bundesverband Trans* e.V. Sie können zum „Safe Space“ werden.
Seit rund 17 Jahren gilt hierzulande das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG), das Benachteiligungen aus Gründen der Rasse, der ethnischen Herkunft, des Geschlechts, der Religion oder Weltanschauung, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Identität verhindern oder beseitigen soll. Doch noch immer gibt es vielerorts Diskriminierungen – vor allem von trans* und nicht-binären Menschen. Das gilt auch im Gesundheitswesen, kritisiert der Bundesverband Trans* e.V.
„Falsche Anreden, binäre Geschlechtsoptionen, falsche geschlechtsspezifische Unterbringung in Kliniken gehören zu den alltäglichen Stressfaktoren, von denen die Realität vieler Patient:innen im Gesundheitswesen geprägt ist.“ Und das hat Folgen. So führe die Ungleichbehandlung oftmals zu Stress und gesundheitlichen Problemen wie Angststörungen, Depressionen, erhöhter Suizidalität, Herzkreislauferkrankungen, Asthma oder chronischen Rückenschmerzen.
Entscheidende Stellschrauben, um dem vorzubeugen sind laut dem Verband Anerkennung und Respekt, und zwar auch in Apotheken. Denn trans* und nicht-binäre Personen seien insbesondere auch für die transitionsspezifische Versorgung regelmäßig auf Apotheken angewiesen. Stichworte Hormonpräparate, Dilatoren und Co.
Apotheken als „Safe Space“: Sensibilisierung und Aufklärung sind das A und O
Doch wie können Apotheken zum „Safe Space“ werden? „Selbstverständliche, freundliche Professionalität und entsprechend ein gewisses Mindestmaß an Sensibilisierung und Aufklärung können diese Situationen für trans* und nicht-binäre Kund*innen radikal erleichtern“. Dazu gehört unter anderem, selbstgewählte Namen und Pronomen zu respektieren sowie behandelte Personen als Expert:innen für ihre eigenen Körper, Identitäten und Lebensrealitäten anzuerkennen. Um die Teams dafür zu sensibilisieren und ihnen das nötige Wissen zu vermitteln, gebe es zahlreiche Trainings und Informationsmaterialen von community-basierten Fach- und Beratungsstellen. Außerdem sollte Trans*kompetenz bereits in Lehre, Aus- und Fortbildung verankert werden.
Doch auch Veranstaltungen im Rahmen des Pride Month können dabei eine Gelegenheit sein, sich zu bilden und zu sensibilisieren. Laut einer aktuellen aposcope-Befragung plant immerhin jede/r siebte Apothekenmitarbeiter:in, an entsprechenden Aktivitäten oder Veranstaltungen teilzunehmen. Ein wichtiger Schritt. Denn: „Solidarität deutlich und sichtbar zu kommunizieren und auch, ihr aktiv in der Praxis gerecht zu werden, ist dabei von besonderer Wichtigkeit“, heißt es vom Verband.
Gesundheitsversorgung von trans* und nicht-binären Menschen verbessern
Bisher hapere es laut dem Bundesverband Trans* e.V. außerdem vielfach bereits am Zugang zur Gesundheitsversorgung für trans* und nicht-binäre Menschen. Denn um beispielsweise transitionsspezifische Gesundheitsleistungen in Anspruch zu nehmen, gibt es hohe Hürden. So sei dies an Psychopathologisierung und psychotherapeutische Gutachten gebunden, was direkt international anerkanntem medizinischen Wissen widerspreche, so der Verband. „Darüber hinaus werden nicht-binäre Personen mit Bedarf nach angleichenden Maßnahmen komplett aus Versorgung und Übernahme ausgeschlossen, da die Begutachtungsanleitungen nur zwei Geschlechter vorsieht.“ Daher müsse es dringend Veränderungen geben, um die Gesundheitsversorgung für trans* und nicht-binäre Personen zu verbessern, wie es auch im Koalitionsvertrag der Ampel-Regierung vorgesehen ist. Dazu gehören unter anderem:
- die Sicherstellung der Qualität der Versorgung (durch Lehre, Fortbildung und Sensibilisierung),
- ein Ausbau der Versorgungslandschaft,
- der Einbezug von trans* und nicht-binären Expert:innen und Communities in Forschung und Gesetzgebung sowie
- die Verankerung der transitionsspezifischen Versorgung im SGB V.
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