Rabattverträge gibt es seit 2007. Inzwischen gehören die Versorgungsvereinbarungen zum Apothekenalltag und ebenso die Diskussionen um das „Erfolgsmodell“ der Kassen. Immer wieder stehen Exklusivverträge in der Kritik, werden sie doch auch für Versorgungsengpässe verantwortlich gemacht. Die AOK startet die Ausschreibung der 24. Tranche der bundesweiten Rabattverträge und will die Vertragspartner verpflichten, Arzneimittelreserven für drei Monate anzulegen.
„Die Corona-Pandemie zeigt überdeutlich, wie sehr die Arzneimittelversorgung in Europa von den weltweiten krisenanfälligen Produktions- und Lieferketten der global aufgestellten Pharmaindustrie abhängig ist“, sagt der Vorstandsvorsitzende der AOK Baden-Württemberg und Chefverhandler der Rabattverträge, Johannes Bauernfeind. Die Kasse begrüße das Ziel der deutschen EU-Ratspräsidentschaft, die Liefersicherheit wichtiger Medikamente in der EU zu stärken. Es brauche jedoch Anreize, an denen die Arzneimittelhersteller nicht vorbeikönnten, so Bauernfeind. Die AOK hat in dieser Woche die Ausschreibung zur 24. Tranche der bundesweiten AOK-Arzneimittelrabattverträge gestartet. Die Ausschreibung umfasst 120 Fachlose mit insgesamt 119 Wirkstoffen.
AOK: Arzneimittelreserven für drei Monate
„Ab sofort werden wir die Arzneimittelhersteller mit unseren Rabattverträgen verpflichten, als Absicherung gegen Produktions- oder Lieferausfälle dauerhaft Arzneimittelreserven für drei Monate anzulegen“, so Bauernfeind. „Erst im letzten Vertragsquartal darf dieser Lagerbestand aufgebraucht werden.“
Unternehmen, die einen Rabattvertrag mit der AOK schließen wollen, müssen Arzneimittelreserven anlegen und zukünftig sicherstellen, dass weder die eigene Produktion noch die der Zulieferer die Gesundheit der Beschäftigten oder die Umwelt gefährden.
„Kurz gesagt: Wer nicht liefert oder die vor Ort geltenden Arbeitsschutz- oder Umweltstandards nicht einhält, riskiert, den laufenden Vertrag unmittelbar zu verlieren und seine Chancen mit Blick auf künftige Ausschreibungen aufs Spiel zu setzen“, so der Chefverhandler der AOK.
Rabattverträge seien ein starkes und in dieser Form derzeit einzigartiges Steuerungsinstrument. Mit den veränderten Vorrats-, Produktions- und Umweltauflagen im Rahmen der aktuellen AOK-Ausschreibung, so Bauernfeind, entwickle man die Verträge gezielt weiter in Richtung Versorgungssicherheit.
Eine Ausschreibung zu fünf antibiotischen Wirkstoffen sei für diesen sehr spezifischen Markt bereits in Vorbereitung. In dieser Ausschreibung sollen die Versorgungssicherheit sowie die Einhaltung von Umwelt- und Sozialstandards zusätzlich gestärkt werden. „Wir setzen zudem auf eine EU-weite Initiative während der deutschen EU-Ratspräsidentschaft, mit der die Pharmaunternehmen in die Pflicht genommen werden. Es muss dort im Interesse der Versicherten darum gehen, die marktnahe Produktion durch entsprechende gesetzliche Rahmenbedingungen umweltgerecht zu fördern.“
AOK: Ausschreibung der 24. Tranche
Ausgeschrieben sind 119 Wirkstoffe in 120 Fachlosen mit einem AOK-Umsatzvolumen von rund 2 Milliarden Euro pro Jahr (Apothekenverkaufspreis). Der Großteil wird exklusiv vergeben, nur 22 Wirkstoffe werden im Drei-Partner-Modell vergeben. Die Verträge mit einer Laufzeit bis zum 31. Mai 2023 starten am 1. Juni 2021.
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