Müssen Patient:innen mit verschiedenen Arzneimitteln parallel behandelt werden, sollten mögliche Wechselwirkungen im Blick behalten werden. Welche Risiken bei der Kombination aus bestimmten Antikoagulantien und Antiepileptika bestehen, zeigt eine Studie.
Antikoagulantien sind auch als Gerinnungshemmer oder Blutverdünner bekannt. Unterschieden wird zwischen indirekt und direkt wirkenden oralen Antikoagulantien (DOAK). DOAK sind gerinnungshemmende und antithrombotische Wirkstoffe, die sowohl zur Prophylaxe als auch zur Behandlung von thromboembolischen Erkrankungen wie Schlaganfällen und Embolien zum Einsatz kommen. Sie sorgen für eine Hemmung von Blutgerinnungsfaktoren.
Antiepileptika kommen neben der Behandlung und Vorbeugung von epileptischen Anfällen unter anderem auch bei Angststörungen sowie zur Migräneprophylaxe zum Einsatz. Ihr Wirkmechanismus unterscheidet sich je nach Wirkstoffklasse, geht jedoch im Allgemeinen auf eine Hemmung der Erregungsweiterleitung im Zentralnervensystem, beispielsweise über die Interaktion mit Ionenkanälen oder Neurotransmittern, zurück.
Mitunter werden Antiepileptika und Antikoagulantien zusammen verordnet. Das Problem: Vor allem enzyminduzierende Antiepileptika – beispielsweise Carbamazepin oder Phenobarbital – können die Absorption von DOAK verringern und den Stoffwechsel beschleunigen, wodurch es zu niedrigeren DOAK-Spiegeln kommen kann. Somit wird die Wirkung vermindert und das Thromboserisiko steigt. So zumindest die Befürchtung. Ob sich diese bestätigen lässt, wollte ein Forscherteam der University of Pennsylvania herausfinden.
Antiepileptika und Antikoagulantien: Kein erhöhtes Thromboserisiko
Untersucht wurden die Daten von mehr als 14.000 Patient:innen, die unter Epilepsie litten und zusätzlich Vorhofflimmern aufwiesen und deswegen mit Antiepileptika und Antikoagulantien – genau DOAK – behandelt wurden. Die Daten stammen aus dem Zeitraum Oktober 2010 bis September 2021. Dabei wurde überprüft, ob die Kombination das Thromboserisiko von Patient:innen erhöht. Genau wurde verglichen, ob die Gabe von enzyminduzierenden Antiepileptika wie Carbamazepin im Vergleich zu anderen Wirkstoffen aus der Arzneimittelgruppe in Verbindung mit DOAK zu mehr Thromboseereignissen führt.
Das Ergebnis: Die Wirksamkeit von DOAK wurde durch die Anwendung von enzyminduzierenden Antiepileptika offenbar nicht eingeschränkt. Folglich erhöhte die gleichzeitige Anwendung entsprechender Antiepileptika und Antikoagulantien auch das Thromboserisiko nicht. Mehr noch: Auch die Zahl von Blutungsereignissen ging unter enzyminduzierenden Antiepileptika zurück. Die genauen Hintergründe müssen jedoch noch geklärt werden. Möglich ist demnach, dass es zwar zu Wechselwirkungen und einem Absenken des DOAK-Spiegels kommt, allerdings ohne deren therapeutische Wirkungen einzuschränken, so das Fazit.
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