Zur Behandlung von Diabetes in der Schwangerschaft ist Insulin Mittel der Wahl, sofern diätetische Maßnahmen nicht ausreichen. Doch wie wirkt sich die Einnahme von anderen Antidiabetika – beispielsweise bei ungeplanter oder unbekannter Schwangerschaft – auf das Ungeborene aus? Erhöht die Anwendung von Semaglutid und Co. das Risiko für Geburtsfehler? Eine internationale Studie liefert die Antwort.
Knapp jede/r zweite Typ-2-Diabetiker:in nimmt laut der Deutschen Diabetes-Hilfe orale Antidiabetika ein. Dazu gehören unter anderem Sulfonylharnstoffe, Biguanide, Sodium-Glucose Co-Transporter 2 (SGLT2)-Hemmer sowie Dipeptidylpeptidase-4 (DPP 4)-Hemmer. Hinzukommt die Anwendung von Glukagon-like Peptid 1 (GLP-1)-Rezeptoragonisten wie Semaglutid und Co., die neben einer Blutzuckersenkung auch den Appetit und damit das Körpergewicht reduzieren können. Frauen, die schwanger sind oder eine Schwangerschaft planen, sollten jedoch auf Insulin setzen. Der Grund: Dieses ist im Vergleich zu anderen Antidiabetika nicht plazentagängig. Wie genau sich andere Antidiabetika auf den Fötus auswirken, ist jedoch bisher kaum bekannt.
Die Studie
Wissenschaftler:innen des Karolinska Instituts in Schweden und der Harvard TH Chan School of Public Health in den USA haben nun die Folgen einer Exposition mit Antidiabetika auf das ungeborene Kind analysiert. Untersucht wurden die Daten von rund 50.000 Frauen mit Typ-2-Diabetes aus sechs Ländern – Schweden, Norwegen, Finnland, Island, USA und Israel –, die in der präkonzeptionellen Phase (90 Tage vor der Schwangerschaft) oder während der Schwangerschaft (bis zum Ende des ersten Trimesters) entsprechende Medikamente erhielten. Konkret wurden Metformin, Sulfonylharnstoffe, DPP-4-Inhibitoren, GLP-1-Rezeptoragonisten, SGLT2-Inhibitoren oder Insulin verabreicht.
Kein erhöhtes Risiko für Geburtsfehler unter Semaglutid und Co.
Antidiabetika wie Metformin, Semaglutid und Co. scheinen das Risiko von Geburtsfehlern im Vergleich zu Insulin nicht zu erhöhen. „Säuglinge von Frauen mit prägestationalem Typ-2-Diabetes, die während der Schwangerschaft Nicht-Insulin-Antidiabetika einnehmen, haben kein höheres Risiko für schwere angeborene Fehlbildungen als Säuglinge von Frauen, die Insulin einnehmen“, heißt es in einer Pressemitteilung.
Demnach brachten Frauen, bei denen vor der Schwangerschaft Typ-2-Diabetes diagnostiziert und entsprechend behandelt wurde, zwar häufiger Babys mit schweren Geburtsfehlern zur Welt. Dies lasse sich jedoch vor allem auf die Erkrankung selbst zurückführen, so die Forschenden.
Die Studie liefere somit erste Hinweise darauf, dass zumindest eine kurzzeitige Exposition sicher sei. „Obwohl dies beruhigend ist, ist eine Bestätigung durch andere Studien erforderlich“, so das Fazit der Studie.
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