Die Pille ist noch immer das meistverwendete Verhütungsmittel. Das Kondom folgt knapp dahinter. Allerdings verlieren hormonelle Kontrazeptiva aufgrund von möglichen Nebenwirkungen an Bedeutung. Pillenanwenderinnen, die sich schlapp, müde und unkonzentriert fühlen, sollten beispielsweise an einen östrogeninduzierten Mangel an Folsäure denken.
Seit mehr als 60 Jahren gehört die Pille zu den sichersten Verhütungsmitteln. Im Handel sind verschiedene Präparate, beispielsweise die Minipille (nur Gestagen) und Kombipräparate (Östrogen plus Gestagen als Ein-, Zwei- und Dreiphasenpräparate). Die Arzneimittel können nicht nur den Eisprung (sogenannte Ovulationshemmer) beziehungsweise die Einnistung der befruchteten Eizelle verhindern, sondern auch zu Defiziten bei verschiedenen Mineral- und Nährstoffen sorgen. Betroffen sind unter anderem Magnesium, die Vitamine B6, B12 und C sowie Folsäure.
Folsäure-Räuber Pille
Wieso kann die Pille einen Folsäuremangel verursachen? Orale Kontrazeptiva hemmen die Folsäure-Dekonjugase in der Dünndarmschleimhaut. Die Folge: Die in der Nahrung enthaltene Folsäure kann schlechter resorbiert werden, weil die Umwandlung der Nahrungs-Folatpolyglutamate in die resorptionsfähigeren Monoglutamate ausbleibt. Das ist aber nur ein Grund. Eine weitere Ursache ist die Induktion von hepatischen Enzymen – die Folsäureausscheidung ist erhöht; auch über die Niere. Die Folge ist ein Folsäuremangel, der von Müdigkeit, Reizbarkeit und Konzentrations- sowie Schlafstörungen gekennzeichnet sein kann. Außerdem können hormonelle Kontrazeptiva die Magnesium- und Zinkstoffwechselwege ins Ungleichgewicht bringen.
Folat ist ein wasserlösliches Vitamin aus der Gruppe der B-Vitamine, das im Körper in mehreren Schritten in die aktive Form umgewandelt wird. Natürliches, in Lebensmitteln vorkommendes Folat hat eine Bioverfügbarkeit von etwa 50 Prozent. Die synthetisch hergestellte Folsäure hingegen hat eine Bioverfügbarkeit von etwa 90 Prozent, ist hitzestabil und damit der natürlichen Form deutlich überlegen.
Mit einer ausgewogenen Ernährung lässt sich einem Folsäuremangel vorbeugen. Zuverlässige Lieferanten sind grünes Blattgemüse, Spinat und Brokkoli sowie Hülsenfrüchte, Kartoffeln, Tomaten, Orangen, Erd- und Himbeeren, Sprossen, Leber, Eier sowie Vollkornprodukte. Laut Verbraucherzentrale sollte die tägliche Aufnahme nach aktuellen Empfehlungen bei 300 Mikrogramm Folat-Äquivalenten liegen. Frauen mit Kinderwunsch haben einen erhöhten Bedarf – das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) empfiehlt die Supplementierung von 400 µg Folsäure pro Tag, um Neuralrohrdefekten vorzubeugen.
1 Mikrogramm Folat-Äquivalent = 1 Mikrogramm Nahrungs-Folat = 0,5 Mikrogramm synthetische Folsäure (Einnahme auf nüchternen Magen) = 0,6 Mikrogramm Folsäure (in Kombi mit anderen Lebensmitteln).
Wozu braucht der Körper eigentlich Folsäure? Die synthetisch hergestellte und stabilere Form des natürlich vorkommenden Folates ist an Zellteilungs- und Wachstumsprozessen beteiligt und spielt eine maßgebliche Rolle bei der Entwicklung von Organen und Nervengewebe, der Bildung der roten Blutkörperchen, der Produktion der Neurotransmitter Serotonin und Noradrenalin sowie der Synthese von DNA und RNA.
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