China hat sein Anti-Spionage-Gesetz angepasst und verschärft. Der Einfluss der Veränderungen ist weitreichend und könnte auch die Lieferbarkeit von Arzneimitteln beeinflussen. Der Grund: GMP-Inspekteur:innen fürchten bei Audits Festnahmen, denn die neuen Reglungen sind vage und jede potenzielle Informationsbeschaffung könnte zu Inhaftierungen führen. Jetzt warnt die Noweda vor möglichen Lieferengpässen.
Die Pharmaunternehmen benötigen ein sogenanntes Good Manufacturing Practice (GMP)-Zertifikat. Dieses ist in der Regel drei Jahre gültig und nötig, um Arzneimittel und Wirkstoffe nach Deutschland importieren zu dürfen. Herstellung und Produktion werden in regelmäßigen Abständen von deutschen GMP-Inspekteur:innen in den chinesischen Produktionsstätten überprüft.
Dass China im vergangenen Jahr das „Anti-Spionage-Gesetz“ verschärft hat, ist schon jetzt spürbar. Denn mit dem Gesetz wird jede ausländische Informationsbeschaffung potenziell unter Strafe gestellt werden. Das bedeutet: Inspekteur:innen, die zum Audit nach China einreisen, müssen damit rechnen, von chinesischen Sicherheitsstellen festgenommen zu werden, so die Noweda. Daher haben bereits erste Behörden, die für das Ausstellen der Zertifikate zuständig sind, ihre China-Besuche zunächst ausgesetzt. Die Folge: Die Importerlaubnis vieler Wirkstoffe und Arzneimittel ist bereits abgelaufen oder endet demnächst.
Weil 70 Prozent der generischen Wirkstoffe in China produziert werden, ist Deutschland massiv vom Reich der Mitte abhängig. Engpässe fürchtet die Noweda vor allem bei Schmerzmitteln und Antibiotika. Der Grund: Viele Pharmahersteller besitzen keine gültigen Einfuhrzertifikate mehr. „Wir stehen im engen Austausch mit den Aufsichtsbehörden und unseren Industriepartnern“, sagt Grit Brüninghold, verantwortlich für den strategischen Einkauf der Noweda. „Findet sich nicht schnell eine Lösung, müssen wir uns auf Lieferengpässe einstellen.“
Der vollversorgende Großhändler hat rund zwei Millionen Artikel auf Lager und garantiert eine zweiwöchige Verfügbarkeit für jedes Arzneimittel. Das kann jedoch nur eingehalten werden, wenn die Arzneimittel auch lieferbar sind. „Wir als Genossenschaft tun alles, damit Patientinnen und Patienten über die Apotheken zuverlässig und schnell ihre benötigten Medikamente erhalten“, sagt Dr. Michael Kuck, Noweda-Vorstandsvorsitzender, und sendet einen Appell. „Aufsichtsbehörden und Politik müssen eine unbürokratische und schnelle Lösung finden, damit wir unseren Versorgungsauftrag auch in den nächsten Wochen und Monaten vollumfänglich erfüllen können.“
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