Alkohol in Kinderarzneimitteln: (K)ein Problem?
„Ist da Alkohol drin?“ Alkohol in Kinderarzneimitteln sorgt bei Eltern meist für Panik, hektische Flecken und Ablehnung. Zu Recht? Ist der enthaltene Alkohol in oralen Zubereitungen für Kinder wirklich ein Problem? Achtung, Spoiler: In der Regel ist die Sorge unberechtigt.
Alkohol ist vor allem in pflanzlichen und homöopathischen Arzneimitteln enthalten. Zum einen dient Ethanol als Auszugsmittel und zum anderen der verlängerten Haltbarkeit. Doch Eltern möchten meist auf Alkohol in Kinderarzneimitteln verzichten – weil sie einen Schwips oder eine Gewöhnung an den Geschmack fürchten. Doch die Angst ist unberechtigt; auch wenn das Nervensystem von Kindern empfindlicher auf Alkohol reagiert als das von Erwachsenen. Für Schulkinder kann es bei etwa drei Gramm Alkohol pro Kilogramm Körpergewicht gefährlich werden.
Alkohol in Kinderarzneimitteln: Kein Problem
Arzneimittel, die für Kinder zugelassen sind, enthalten nur geringe Mengen Alkohol. Hinzukommt, dass eine Einzeldosis nur aus wenigen Tropfen oder Millilitern besteht. Alkohol in pflanzlichen Kinderarzneimitteln gilt also als unbedenklich – wenn sich Eltern an die Dosierung halten.
Fun Fact: Die Einzeldosis eines alkoholhaltigen Hustensaftes enthält weniger Alkohol als eine überreife Banane. Denn die bringt es auf einen Alkoholgehalt von bis zu 0,6 Prozent (V/V). Zum Vergleich: Ein Hustensaft mit einem Alkoholgehalt von 5 Prozent kommt bei einer Einzeldosis von 2,5 ml auf 0,1 g Alkohol – das entspricht etwa 33 ml Apfelsaft. Und auch Tropfen mit einem Alkoholgehalt von 30 Prozent sind für Kinder unbedenklich. Der Grund: Die aufgenommene Alkoholmenge ist gering – lautet die Dosierempfehlung 0,5 ml, entspricht dies 0,12 g Alkohol und somit weniger als in einigen Lebensmitteln.
Alkohol in Lebensmitteln: Was Eltern nicht immer wissen …
… dass Kindern täglich über die Nahrung Alkohol zugeführt wird und als Stoffwechselprodukt ohnehin im Körper anfällt. Auf natürliche Weise gelangt Alkohol beispielsweise durch Kefir, Apfelsaft, Gemüse oder Brot in das Kind.
- 200 ml Apfelsaft können bis zu 1 g Alkohol enthalten
- 50 g Mischbrot bringen es auf etwa 0,15 g
- 250 ml Kefir können bis zu 2,5 g enthalten
Kleine Kinder können im Schnitt 0,13 g Ethanol pro Stunde je Kilogramm Körpergewicht abbauen. Ein Beispiel: Ein 30 Kilogramm schweres Kind kann innerhalb von einer Viertelstunde den in einem Glas Apfelsaft enthaltenen Alkohol verstoffwechseln. Mit zunehmendem Alter wird mehr Alkohol abgebaut.
Das sagen die Hersteller
Iberogast Classic (Bayer) „Betrachtet man jedoch die Menge an Alkohol, die mit einer Dosierung Iberogast Classic für Kinder verabreicht wird, können Kinder ab drei Jahren bei bestimmungsgemäßem Gebrauch dennoch bedenkenlos Iberogast Classic nehmen. Zwar enthält das Arzneimittel einen Anteil von 31 Volumenprozent Alkohol (%Vol.) – jedoch fällt die in einer Kinderdosierung enthaltene Alkoholmenge im Vergleich mit dem Alkoholgehalt in handelsüblichen Lebensmitteln wie Roggenbrot oder Apfelsaft sehr gering aus.“
Bionorica: „Viele pflanzliche Arzneimittel, die in flüssiger Form angeboten werden, enthalten u. a. aus Gründen der besseren Haltbarkeit Alkohol (Ethanol). Alkohol ist auch natürlicher Bestandteil vieler Lebensmittel. Die Alkoholaufnahme mit Arzneimitteln ist vergleichbar oder sogar geringer als die Aufnahme mit Nahrungsmitteln, z. B. Fruchtsäften. Deshalb kann die Alkoholaufnahme mit einer Einzeldosis von z. B. Sinupret Tropfen (19 Vol. %) als unbedenklich bezeichnet werden. Sie ist hinsichtlich der Menge ohne Relevanz. Schädliche Auswirkungen auf den Organismus sind selbst bei kritischer Betrachtungsweise nicht zu erwarten. Das gilt auch für die Anwendung bei Kindern.“ Zudem sollte bedacht werden, dass bei vielen alkoholfreien Arzneimitteln anstelle von Alkohol Lösungsvermittler, Stabilisatoren und Konservierungsstoffe zugesetzt werden. „Hierbei handelt es sich um chemische Substanzen, zu denen bei weitem weniger Erfahrungen vorliegen als zur natürlichen Substanz Ethanol.“
Weleda: „Eine durchschnittliche Dosis von 5 – 10 Tropfen, verteilt in einem Glas Wasser oder Tee, ist weder schädlich noch beeinträchtigt sie Ihr Kind. In heißen Tee geträufelt, verdunstet der Alkoholanteil einer Arznei sogar größtenteils. In verschiedenen Nahrungsmitteln kommt Alkohol in geringen Mengen natürlicherweise vor. Zum Vergleich: 5 Tropfen einer Arznei enthalten höchstens 0,15 g Alkohol; 1 kleines Glas (100 g) Traubensaft enthält 0,4 g – 1,0 g Alkohol.“
Das könnte dich auch interessieren
Mehr aus dieser Kategorie
Beeren und Co.: Warnung vor Hepatitis-A-Viren in Lebensmitteln
Achtung: Aktuell wird vor Hepatitis-A-Viren (HAV) in Lebensmitteln gewarnt. Besonders häufig betroffen sind dabei Beeren aus dem Tiefkühlfach. Wie es …
ADHS: Falschdiagnosen durch Fehlinformationen auf TikTok
In den Sozialen Medien werden immer häufiger auch Gesundheitsthemen in den Blick genommen. Dass dabei jedoch Vorsicht geboten ist – …
Donanemab bei Alzheimer: EMA sieht mehr Risiken als Nutzen
In Deutschland leben mehr als eine Million Menschen mit Alzheimer. Einigen könnte das Medikament Donanemab helfen. Doch die Risiken sind …