Das befürchtete Chaos nach Ostern ist eingetreten, denn das UPD wurde nicht rechtzeitig im Bundesgesetzblatt veröffentlicht. Zwar wurden die Sonderregeln bis Ende Juli verlängert, aber nicht lückenlos. Und auch für das ALBVVG sehen die Kolleg:innen schwarz – es müssen alle Sonderregeln verstetigt werden, sagen 83 Prozent der Apotheker:innen und PTA. Denn noch immer sind Lieferengpässe aktuell die größte Herausforderung (95 Prozent).
84 Prozent der von apsocope befragten Kolleg:innen melden aktuell eine eher große bis sehr große Beeinträchtigung der Versorgung mit Fiebersäften und -zäpfchen; 98 Prozent bei Antibiotika. Von Entspannung keine Spur. Denn auch die Versorgung der Patient:innen mit Hustenmitteln (81 Prozent), Blutdruckmitteln (67 Prozent – ein Plus von 6 Prozentpunkten im Vergleich zum Vormonat) und Lipidsenkern sowie Elektrolyten (78 Prozent beziehungsweise 76 Prozent) ist beeinträchtigt.
39 Prozent aller in der Apotheke vorgelegten Rezepte sowie Nachfragen sind von Lieferengpässen betroffen. Im Durchschnitt können 16 Prozent der Patient:innen nicht versorgt werden. Und im Notdienst läuft nicht alles reibungslos – 62 Prozent der Kolleg:innen geben an, dass die Versorgung auch im Notdienst sehr stark oder stark gefährdet ist – ein Plus von 17 Prozentpunkten im Vergleich zum Vormonat.
13 Stunden pro Woche für Lieferengpässe
Doch Lieferengpässe kosten Zeit, denn nicht immer ist eine Alternative schnell gefunden. Im Durchschnitt wenden die Kolleg:innen insgesamt 13 Stunden pro Woche für die Verwaltung der Lieferengpässe auf, das sind zwei Stunden mehr als noch vor knapp vier Wochen.
Doch wer ist Schuld an der Misere? Die Hauptverantwortung trägt die Politik – sagt die Hälfte der Befragten. Die Kassen kommen etwas besser weg, hier sieht knapp ein Drittel der Kolleg:innen die Verantwortung und 11 Prozent sehen die Schuld bei den Pharmaherstellern.
ALBVVG: Alle Sonderregeln müssen verstetigt werden
Nach Ostern herrscht Chaos – die These hat sich leider bewahrheitet, denn das UPD wurde nicht rechtzeitig im Bundesgesetzblatt veröffentlicht. Kein Wunder, dass 90 Prozent der Kolleg:innen der Meinung sind, dass die Politik das Lieferengpassproblem nicht zeitnah lösen wird. Mehr noch: 85 Prozent der Inhaber:innen geben an, dass das Arzneimittel-Lieferengpassbekämpfungs- und Versorgungsverbesserungsgesetz (ALBVVG) Lieferengpässe auch künftig nicht verhindern wird und zwei Drittel aller Befragten sind mit dem Entwurf unzufrieden. 83 Prozent sind der Meinung, dass alle Sonderregeln der SARS-CoV-2-Arzneimittelversorgungsverordnung im ALBVVG verstetigt werden müssen. Und auch in puncto Beinfreiheit bekommt der Gesetzesentwurf eine Absage – nur knapp 40 Prozent sehen mehr Spielraum bei der Arzneimittelabgabe.
Was könnten Apotheken also tun? Streiken? Ja, sagen 77 Prozent der Befragten. Nur so können sich Apotheken Gehör verschaffen und auf die Situation aufmerksam machen.
Mehr aus dieser Kategorie
Wegezeit: Muss der Arbeitsweg bezahlt werden?
Ob Stau, Wintereinbruch oder Verspätungen bei Bus und Bahn – der Arbeitsweg kann mitunter zur Tortur werden und deutlich mehr …
ePA fliegt nur mit Apotheken
Die elektronische Patientenakte (ePA) startet am 15. Januar 2025 in Pilotregionen. Nach erfolgreicher Einführung – voraussichtlich Mitte Februar – ist …
Jahressteuergesetz: Mehr Geld für PTA im Dezember?
Der Bundesrat hat dem von der Bundesregierung vorgelegten Gesetzentwurf zum Jahressteuergesetz II 2024 zugestimmt. Damit treten einige Änderungen in Kraft, …