Tausche Fieber- gegen Hustensaft. Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer (BÄK), hat einen ungewöhnlichen Vorschlag gegen Lieferengpässe – den gegenseitigen Austausch von Arzneimitteln. „Wir brauchen so was wie Flohmärkte für Medikamente in der Nachbarschaft.“
Besondere Situationen erfodern besondere Maßnahmen – das gilt auch im Kampf gegen Lieferengpässe von Arzneimitteln. Derzeit listet das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte rund 330 Lieferengpässe. Der Vorschlag des Präsidenten der Bundesärztekammer sorgt derzeit für Diskussionen.
Reinhardt: Flohmärkte für Medikamente
In einem Interview mit dem Tagesspiegel rief Reinhardt die Bevölkerung dazu auf, sich gegenseitig mit Medikamenten aus der Hausapotheke auszuhelfen. „Jetzt hilft nur Solidarität. Wer gesund ist, muss vorrätige Arznei an Kranke abgeben“, sagte er. „Wir brauchen so was wie Flohmärkte für Medikamente in der Nachbarschaft.“
Und das gelte auch für bereits seit einigen Monaten abgelaufene Medikamente. In der Not könne man zahlreiche Medikamente immer noch gefahrlos verwenden, so Reinhardt im Tagesspiegel. Man müsse wieder lernen, „Krisenzeiten pragmatisch und standfest abzuwettern“. Danach stehe die Reform der Arzneimittelproduktion auf der Agenda.
Söder: Zentrallager für Arzneimittel
Vorschläge gegen Lieferengpässe kommen auch aus Bayern. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sagte in der Sendung „Sonntags-Stammtisch“ des BR-Fernsehens, er sehe zwei Lösungsansätze. Entweder müsse die Politik dafür sorgen, dass der Großhandel eine andere Bevorratung mache, oder man müsse eine staatliche Planung für einen Grundstock an Medikamenten machen. Sollte der Bund nicht tätig werden, könne auch Bayern ein Zentrallager für Arzneimittel allein aufbauen.
Grüne: 4-Punkte-Krisenplan
Die Grünen setzen unter anderem auf weniger Bürokratie und haben einen „4-Punkte-Krisenplan zur Verbesserung der Akutversorgung von Kindern“ erarbeitet. So sollen Apotheken kein neues Rezept benötigen, wenn nach telefonischer Arztrücksprache eine Alternative abgegeben wird – vorausgesetzt, der Lieferengpass besteht nachweislich. Auch das Thema Rezepturherstellung als Alternative soll entschlackt werden. Besteht ein nachweislicher Lieferengpass, sollten Apotheker:innen für einen befristeten Zeitraum – und auf Medikamente zur Behandlung akuter Atemwegserkrankungen begrenzt – eigenständig und ohne erneutes Rezept durch den/die behandelnde Ärzt:in das Arzneimittel herstellen können. Außerdem soll im Falle einer Stückelung keine zusätzliche Zuzahlung anfallen.
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