In den Apotheken brennt es aktuell lichterloh. Viele Apothekenteams arbeiten an der Belastungsgrenze oder darüber hinaus. Denn das Arbeitspensum steigt und Nachwuchskräfte sind oft nicht in Sicht. Neben kreativen Lösungen schlägt die Adexa vor, der „Misere ein Gesicht“ zu geben.
„Von vielen Kolleginnen und Kollegen hören wir gerade Sätze wie diese: „Ich kann nicht mehr! Wie soll das nur weitergehen? Ich bin total ausgebrannt“, schildern die Adexa-Vorstände Tanja Kratt und Andreas May die aktuelle Situation zahlreicher Apothekenteams, bei denen die Belastungsgrenze überschritten ist.
Die Gründe dafür sind längst kein Geheimnis mehr: Der anhaltende Fachkräftemangel, ein hoher Krankenstand und Lieferengpässe sorgen für Mehrarbeit, und zwar nicht erst seit gestern. Zusätzlich belasten die Inflationsrate und der erhöhte Kassenabschlag Mitarbeitende und Inhaber:innen finanziell. Daran können auch eventuelle Goodies – beispielsweise eine Inflationsprämie – kaum etwas ändern. Im Gegenteil: Sie „verdampfen“ in der aktuellen Lage eher.
Was die Umstände für viele Apothekenangestellte besonders dramatisch macht: Aktuell kommen alle Probleme auf einmal zusammen. „Jahrelang wurden wir im Apothekenbereich damit vertröstet, dass es hätte schlimmer kommen können. Jetzt ist es tatsächlich schlimmer!“, so Kratt und May. Es braucht also Lösungen, darunter die Gewinnung von neuem Personal und den Schutz aktueller Mitarbeiter:innen.
Arbeiten über der Belastungsgrenze: Apothekenteams schützen
Die tatsächlich gearbeitete Zeit in den Apotheken sinkt laut der Adexa seit Jahren und lag 2022 nur noch bei 32 Stunden pro Woche. Hinzukommt, dass sich auch angehende Nachwuchskräfte kaum noch eine 40-Stunden-Woche plus Überstunden vorstellen können. Keine guten Voraussetzungen, um den Apothekenbetrieb aufrechtzuerhalten.
Doch was tun, um die Arbeit in der Apotheke wieder attraktiver zu machen und junge Kolleg:innen nicht nur anzulocken, sondern auch zu halten? „Indem man ausbildet und sich um die PKA-Azubis, PTA-Praktikant:innen und PhiP gut und intensiv kümmert. Und sie nicht gleich in das Hamsterrad wirft“, schreiben die Adexa-Vorstände weiter. Außerdem fordern sie Chef:innen zu mehr Kreativität auf, um auch Eltern den Wiedereinstieg in der Apotheke zu erleichtern. „Die Aussage ,Wir sind familienfreundlich und hier können Sie Teilzeit arbeiten‘ reicht in der aktuell angespannten Lage nicht mehr aus.“ Stattdessen brauche es weitere Unterstützungsmöglichkeiten.
Doch damit nicht genug. Auch die Apothekenteams, die bereits an oder über der Belastungsgrenze arbeiten, müssten geschützt werden – im Ernstfall durch eine vorübergehende Anpassung der Öffnungszeiten. „Möglicherweise ergibt sich so ein Kontakt zur örtlichen Presse oder dem lokalen Bundestagsabgeordneten – und die Misere der Apothekenteams bekommt ein Gesicht.“
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