Am Freitag hat der Bundestag das Arzneimittel-Lieferengpassbekämpfungs- und Versorgungsverbesserungsgesetz (ALBVVG) beschlossen. Bevor dieses in Kraft treten kann, stimmt am 7. Juli noch der Bundesrat darüber ab. Die Reaktion der Apothekengewerkschaft Adexa auf das ALBVVG fällt jedoch ernüchtert aus. Es handele sich um „drei Spatzen in der Hand“.
Vor allem die fehlende Wertschätzung durch das ALBVVG stößt Adexa-Vorstand Andreas May auf: „Statt einer angemessenen Erhöhung des Lieferengpassmanagements werden Apotheken mit lächerlichen 50 Cent pro Packung abgespeist. Das ist bitter – und zeigt: Die Wertschätzung des Ministers gegenüber den Apotheken ist nicht vorhanden“, betont er in einem Kommentar. Zugleich stellt May jedoch klar, dass durch das Gesetz ohnehin keine „Wunder“ zu erwarten gewesen seien. „Die Taube auf dem Dach ist aktuell nicht zu erreichen gewesen.“
Adexa: Regelungen des ALBVVG sind Schritt nach vorne
Stattdessen bringe das ALBVVG den Apotheken immerhin drei Spatzen in der Hand, über die es sich zu freuen gelte. Ein Schritt nach vorne sei beispielsweise die damit beschlossene Verstetigung der erleichterten Abgaberegeln für Arzneimittel, deren Auslaufen zusätzlichen Stress bedeutet hätte – sowohl für die Apothekenteams als auch für Patient:innen, vor allem in der aktuell angespannten Situation. „Dass hier Pragmatik und Versorgungssicherheit vor Kostensenkung kommt, ist sehr zu begrüßen. Das Lamento der Kassen zeigt auch, dass die richtige Richtung gewählt wurde.“
Außerdem zeigt sich der Adexa-Vorstand erfreut über die Einschränkung von Nullretaxationen durch das ALBVVG. Zwar liege die Entscheidung letztlich bei den Kassen, sodass diese weiterhin „kreative“ Ideen entwickeln könnten, um den Apotheken ihre verdiente Vergütung vorzuenthalten. Dennoch würden durch die Einschränkungen, beispielsweise keine Vollabsetzung wegen fehlender Dosierung, längst überfällige Dämme eingezogen und sie seien ein richtiger und wichtiger Schritt.
Zudem könnte als dritter Spatz der teilweise Wegfall der Präqualifizierung zumindest für etwas Entlastung bei den Teams sorgen. „Es gibt ganz sicher Schulungsbedarfe, die für Apothekenteams wie Patientinnen und Patienten von höherem Nutzen sind“, so May.
Apothekenteams müssen sich weiter stark machen
Zugleich fordert er jedoch die Teams auf, in ihren Bemühungen um eine gerechtere Honorierung nicht nachzulassen. „Die Bretter sind dick, aber sie sind angebohrt und müssen weiter bearbeitet werden.“ So habe sich – nicht zuletzt durch den Apotheken-Protesttag – gezeigt, dass immer mehr Politiker:innen die Situation der Apotheken und „die Zusammenhänge zwischen Sparen um jeden Preis und den negativen Auswirkungen auf die Arzneimittelversorgung der Bevölkerung, ja selbst auf die Arbeitsplätze zu begreifen.“ Daher müssten die Apotheken ihren Einsatz fortsetzen, denn die nächsten Gesetzesvorhaben für das Gesundheitswesen seien bereits in Planung. „Vielleicht bekommen wir die Taube ja doch noch, wenn aus den gebohrten Brettern ein stabiles Vogelhaus geworden ist.“
Das könnte dich auch interessieren
Mehr aus dieser Kategorie
Jahressteuergesetz: Mehr Geld für PTA im Dezember?
Der Bundesrat hat dem von der Bundesregierung vorgelegten Gesetzentwurf zum Jahressteuergesetz II 2024 zugestimmt. Damit treten einige Änderungen in Kraft, …
Apotheken brauchen Soforthilfe
Das Apothekenreformgesetz liegt seit Monaten auf Eis und ist nach dem Ampel-Aus „klar vom Tisch“ – ebenso wie die „Lauterbach'schen …
13. Gehalt: Bis wann muss gezahlt werden?
Während sich nicht alle Apothekenangestellten über Weihnachtsgeld freuen dürfen, ist die jährliche Sonderzahlung Pflicht, zumindest bei Tarifbindung. Doch bis wann …