Dass die Arbeit in der Apotheke wieder attraktiver werden muss, ist längst klar. Denn Personal ist vielerorts knapp und der Nachwuchs fehlt. Daher braucht es Lösungen, und zwar für alle Berufsgruppen, appelliert Elfriede Hoffmann, Adexa-Regionsvorstand Süd und Delegierte der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg, in einem Kommentar zum Deutschen Apothekertag (DAT). Eine Ausbildungsvergütung für angehende PTA allein reicht laut Hoffmann nicht aus.
Die von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) angekündigte Apothekenreform sorgt noch immer für viel Unmut – in Niedersachsen wird Anfang November deswegen sogar erneut zum gemeinsamen Protest aufgerufen. Doch trotz der aktuell vor allem wirtschaftlich schwierigen Umstände ist es wichtig, die Apotheken „fit für die Zukunft (Zeithorizont 2040)“ zu machen und auch zu diskutieren, wie die Apothekenberufe mitsamt Ausbildung attraktiver werden können, schreibt die Delegierte. Denn die aktuellen berufspolitischen Signale richten sich nicht nur an aktuelle Ampel-Regierung und die BMG-Spitze, sondern auch an diejenigen, die für die zukünftige Legislaturperiode die Verantwortung für die Gesundheitspolitik tragen.
Hoffmann: PTA-Gehalt muss attraktiv sein
So muss unter anderem der PTA-Beruf attraktiver werden. Dass die vom Berliner Apothekerverein beantragte, aber letztlich abgelehnte duale Ausbildung über die Ausbildungsvergütung mehr junge Menschen in die Apotheke gelockt hätte, bezweifelt sie. Im Gegenteil. Dies wäre „ein Abstieg für den technischen Assistenzberuf und stünde ganz im Gegensatz zu den vielfältigen Tendenzen zu Akademisierung der Gesundheitsfachberufe im gesamten europäischen Raum.“ Um die PTA-Ausbildung wettbewerbsfähig zu machen und die finanzielle Situation von angehenden Kolleg:innen zu stärken, brauche es andere Ansätze. Dabei verweist sie auf zahlreiche Modellprojekte. „Und falls die Länder dabei finanziell mitmachen, umso besser.“
Doch auch bereits ausgebildete PTA gilt es zu stärken. Um dies in puncto Qualifikation und den Aufgaben zu ermöglichen, wäre laut Hoffmann „ein (duales) berufsbegleitendes Aufbaustudium allemal sinnvoller als eine duale Ausbildung für alle PTA.“ Und auch das spätere PTA-Gehalt müsse attraktiv sein, die beim DAT beschlossene Ausbildungsvergütung allein reiche nicht aus.
Wertschätzung und Offenheit auch in den Teams leben
Der Beruf der PKA muss laut Hoffmann ebenfalls zukunftsfit gemacht werden und nimmt hier auch die Apotheken selbst sowie Kammern und Verbände in die Pflicht. Und auch für die Zukunft der approbierten Kolleg:innen wurden der Delegierten zufolge Chancen vertan – sowohl beim DAT, bei dem eine zeitnahe Novellierung der Approbationsordnung nicht per Antrag eingefordert wurde, als auch in der Vergangenheit. So wurde beispielsweise die Rolle der Filialleiter:innen nicht klar als angestellte Führungskraft positioniert. Die Folge: der Plan von „Light-Apotheken“. Setze sich Lauterbach mit diesem Vorhaben durch, sinke dadurch die Attraktivität des Arbeitsplatzes öffentliche Apotheke für die Studierenden und Jungpharmazeut:innen noch weiter.
„Es geht also um zukunftsfähige Inhalte (Stichworte Digitalisierung, klinische Pharmazie …). Es geht um mehr Kompetenzen (neue Präventionsleistungen …). Es geht um sichtbar attraktive, das heißt durch entsprechende tarifliche Standards ausgewiesene Gehälter und Arbeitsbedingungen für alle Berufe in der Apotheke!“, appelliert Hoffmann und macht außerdem deutlich, dass sich die Apothekenberufe nicht auseinanderdividieren lassen dürften. Stattdessen sollten die Wertschätzung und Offenheit für die Wünsche und Sorgen, die von der Gesundheitspolitik erwartet werden, auch in den Apothekenteams und den Interessenvertretungen gelebt werden.
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