Wer an einem Reflux leidet, wird in der Regel mit einem Protonenpumpenhemmer (PPI) behandelt. Auch Schmerzpatienten, die beispielsweise ein nicht-steroidales-Antirheumatikum (NSAR) verordnet bekommen, haben vorsorglich und zusätzlich ein PPI auf dem Rezept stehen. Problematisch kann es mitunter werden, wenn zur Muskelentspannung oder bei Schlafstörungen aufgrund der Schmerzen oder durch Schicksalsschläge der PPI Omepraol mit Diazepam kombiniert wird.
Wirkstoffcheck
Omeprazol
Der Arzneistoff zählt zu den am häufigsten verordneten Arzneimitteln, den PPI. Omeprazol wird zur Behandlung von verschiedenen Ulzera, zur Helicobacter pylori-Eradikation im Rahmen der Triple-Therapie, zur Prophylaxe und Therapie von gastrointestinalen Ulzera durch NSAR oder der Refluxkrankheit eingesetzt. Schließlich mindert Omeprazol die Magensäuresekretion durch Hemmung der Protonenpumpe. Weil der Arzneistoff säureempfindlich ist, sind die Fertigarzneimittel mit einem magensaftresistenten Überzug versehen.
Von hinten durch die kalte Küche
Der Arzneistoff greift sozusagen von hinten an, denn als Prodrug gelangt Omeprazol über den Blutkreislauf an die Belegzellen im Magen, wo er schließlich durch die Säure in die eigentliche Wirkform überführt wird und die Magensäurefreisetzung irreversibel hemmt. Die Wirkung kommt zustande, weil der Arzneistoff an der H+/K+-ATPase bindet. Deren Neubildung dauert etwa ein bis drei Tage, was wiederum die lange Wirkdauer erklärt.
Omeprazol wird üblicherweise einmal täglich am Abend, eine halbe Stunde vor oder zwei Stunden nach dem Essen eingenommen. Lansoprazol, das neben Pantoprazol und Esomeprazol ebenfalls zu den PPI gehört, wird hingegen am Morgen geschluckt.
Achtung, Nebenwirkung
PPI können verschiedene unerwünschte Arzneimittelwirkungen verursachen, dazu gehören unter anderem Demenz und ein Vitamin B12-Mangel. Daher sollte B12 substituiert werden. Eine Langzeitanwendung von PPI kann auch zu einem Ungleichgewicht im Kalium- und Magnesiumhaushalt und zu Herzrhythmusstörungen führen. Ein Magnesiummangel kann bereits auftreten, wenn PPI drei Monate oder länger eingenommen werden.
Diazepam
Der Arzneistoff gehört zu den Benzodiazepinen und besitzt angstlösende, beruhigende, schlaffördernde, muskelentspannende und erregungsdämpfende Eigenschaften. Die Wirkung beruht auf der Bindung an den GABAA-Rezeptor im zentralen Nervensystem, wodurch die hemmende Wirkung der GABA-ergen Übertragung verstärkt wird.
Diazepam wird beispielsweise zur symptomatischen Behandlung von Angst, Panik oder Spannungszuständen, bei Muskelkrämpfen und Spasmen oder zur Sedierung vor Eingriffen eingesetzt.
Wird das Arzneimittel am Abend eingenommen, sollte dies etwa eine halbe Stunde vor dem Schlafengehen und nicht auf vollen Magen erfolgen. Dies könnte den Wirkeintritt verzögern und zu verstärkten Nachwirkungen am Folgetag sorgen.
Grundsätzlich sollte die Behandlung mit Diazepam so kurz wie möglich und in einer so geringen Dosis wie nötig erfolgen.
Das „Problem“
Omeprazol kann die Wirkung von Diazepam verstärken. Der Grund: Der PPI wird wie Diazepam über das Isoenzym CYP2C19 metaboliert und ist gleichzeitig dessen moderater Hemmstoff. Wird CYP2C19 in seiner Abbaufunktion gehemmt, kann sich wiederum die Wirkung des Benzodiazepins verstärken oder verlängern, das bedeutet: die Sedierung kann verlängert oder vertieft werden.
Die „Lösung“
Ist ein Austausch nicht möglich, sollte auf die mögliche Wechselwirkung hingewiesen werden. Alternativ könnte auch statt Omeprazol in Rücksprache mit dem Arzt Pantoprazol verordnet werden, denn bislang liefern Interaktionsstudien keine Hinweise auf eine klinisch bedeutsame Wechselwirkung. Möglich ist auch der Switch auf ein anderes Schlafmittel.
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