Abnehmspritzen: Mehr als jede/r Zweite bricht Therapie im ersten Jahr ab
Der Hype um GLP-1-Rezeptoragonisten wie Semaglutid (unter anderem Ozempic, Novo Nordisk) und Co. ist ungebrochen und entsprechende Arzneimittel werden bekanntlich vielfach – auch off-label – zum schnellen Gewichtsverlust genutzt. Doch mehr als die Hälfte der Patient:innen setzt die Abnehmspritzen innerhalb eines Jahres wieder ab.
GLP-1-Analoga wirken selektiv als GLP-1-Rezeptoragonisten – binden die Wirkstoffe an den Rezeptor, wird dieser aktiviert. Dadurch wird einerseits der Blutzuckerspiegel glucoseabhängig durch Stimulation der Insulinsekretion und Senkung der Glucagonsekretion gesenkt. Andererseits kommt es zu einer Appetitreduktion und damit einer geringeren Energieaufnahme.
Das Problem: Wird das die Therapie unterbrochen beziehungsweise beendet, steigt die Gefahr eines Jo-Jo-Effekts. Denn Adipositas ist eine chronische Erkrankung, die eine kontinuierliche Behandlung erforderlich macht. Nach dem Absetzen greift zudem die Appetitreduktion nicht mehr und das Körpergewicht erhöht sich wieder. So nahmen in einer Studie Patient:innen innerhalb eines Jahres nach Therapieende bis zu zwei Drittel ihres verlorenen Gewichts wieder zu.
Geringe Therapietreue unter GLP-1-Rezeptoragonisten
Dennoch ist die Therapietreue bei GLP-1-Rezeptoragonisten gering. So kommt es bei der Mehrheit der Patient:innen mit Übergewicht oder Adipositas zum raschen Absetzen der Abnehmspritzen. Das ist das Ergebnis einer Studie der Universität Pennsylvania (USA), für die die Daten von mehr als 125.000 Erwachsenen ausgewertet wurden, die zwischen 2018 und 2023 eine Behandlung mit einem GLP-1-Rezeptoragonisten begonnen hatten. Alle Teilnehmenden hatten einen Body Mass Index von ≥ 27 kg/m². Ein Teil von ihnen litt zusätzlich unter Diabetes mellitus Typ 2.
Abnehmspritzen: Absetzen oft innerhalb eines Jahres
Während der vierjährigen Nachbeobachtungszeit zeigte sich: Bei mehr als jedem/jeder Zweiten (54 Prozent) kam es innerhalb eines Jahres zum Absetzen der Abnehmspritzen. Fast drei Viertel der Patient:innen beendete die Therapie innerhalb von zwei Jahren. Hinzukommt, dass die Therapie nur von rund vier von zehn Teilnehmenden wieder aufgenommen wurde. Doch: Je größer der erzielte Gewichtsverlust ausfiel, desto geringer blieb die Wahrscheinlichkeit des Therapieabbruchs und je mehr Gewicht nach dem Absetzen wieder zugenommen wurde, desto wahrscheinlicher war eine Fortsetzung der Behandlung.
Eine Ausnahme bildeten zudem Typ-2-Diabetiker:innen. Denn in dieser Gruppe fielen sowohl die Abbruchrate im Vergleich zu Nicht-Diabetiker:innen geringer (47 Prozent vs. 65 Prozent), als auch die Wiederaufnahmerate höher (47 Prozent vs. 36 Prozent) aus – vermutlich, weil durch das Beenden der Behandlung auch die erreichten Verbesserungen in puncto Blutzucker und Blutdruck aufgehoben werden.
Genau dies betrachten die Forschenden auch als das Hauptproblem der geringen Therapietreue bei GLP-1-Rezeptoragonisten. Denn dadurch würden die damit verbundenen positiven Effekte auf die Gesundheit, beispielsweise auch ein verringertes kardiovaskuläres Risiko, wieder eingeschränkt. Es brauche daher wirksame Maßnahmen, um die Therapietreue vor allem bei Nicht-Diabetiker:innen zu erhöhen.
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