Abda-Positionspapier: „Gesunde Zukunft mit der Apotheke“
Die Abda hat das Positionspapier „In eine gesunde Zukunft mit der Apotheke“ beschlossen; ein „Schulterschluss aller 17 Kammern und Verbände“, so Abda-Präsident Thomas Preis. Das Papier zeige die Geschlossenheit und solle als Diskussionsgrundlage mit der Politik dienen. Der Vorschlag: Apotheken zusätzlich zu ihrer Kernaufgabe – der Arzneimittelversorgung – mehr als bislang in die Gesundheitsversorgung der Menschen einzubinden. Dabei wurden drei Ziele festgelegt.
Überfüllte Notfallambulanzen sowie Haus- und Facharztpraxen, aber auch Engpässe in der Pflege und Lieferengpässe bei Arzneimitteln führten zu Unsicherheit und Frustration in der Bevölkerung. Damit sinke auch das Vertrauen in das deutsche Gesundheitssystem. Das solle sich ändern. Eine entscheidende Rolle könnten dabei die Apotheken spielen, wenn ihnen eine erweiterte Rolle in der Versorgung zugesprochen werde. „Die Apotheken wollen neben der Kernaufgabe Arzneimittelversorgung weitere Leistungen übernehmen“, so Preis. Das Ziel: Kund:innen schneller und unkomplizierter versorgen und bei der Prävention eine größere Rolle spielen.
Versorgung ohne Umwege
Apotheken sollen Patient:innen mit Dauermedikation eine Verlängerung eines bereits eingelösten Rezeptes ermöglichen können – ohne Arztrücksprache – vorausgesetzt, Versicherte und deren Medikation sind der Apotheke bekannt. Mit der zusätzlichen Packung sollen unnötige Besuche in der Notaufnahme vermieden werden. Arztpraxen und Notfallambulanzen würden entlastet und Patient:innen Zeit gespart.
Ein weiterer Punkt ist eine wohnortnahe, schnelle Versorgung im Nacht- und Notdienst. Beispielsweise soll möglich sein, dass Apotheken im Notdienst nicht verschreibungspflichtige Fieberzäpfchen oder -saft abgeben können, und zwar zulasten der Kassen. Dies könne ebenfalls unnötige Besuche in Notfallambulanzen verhindern. Aber auch eine definierte Auswahl an verschreibungspflichtigen Arzneimitteln beispielsweise zur Behandlung einer Bindehautentzündung oder eines Harnwegsinfektes soll ohne Rezept im Nacht- und Notdienst abgegeben werden dürfen. Rund zwei Drittel der Apotheken wünschten sich mehr Versorgungsleistungen, so Preis. Dazu gehöre auch die Abgabe von Arzneimitteln im Notfall ohne Vorlage einer Verordnung.
Schnelle und unbürokratische Versorgung im Falle eines Lieferengpasses soll durch einen Aut-simile-Austausch möglich werden. Ein Beispiel ist der Austausch auf eine andere Darreichungsform.
Prävention und Früherkennung
Die Ausweitungen von Impfungen, Screenings, Beratungsangeboten und Monitoring in Apotheken könne zur Verbesserung der Versorgungssicherheit beitragen und die Gesundheitsversorgung verbessern. So könnten Folgekosten durch die Vorbeugung chronischer Erkrankungen oder deren Früherkennung vermieden werden. Damit gingen erhebliche Einsparungen für das Gesundheitswesen einher.
Unterstützung in der Arzneimitteltherapie
Außerdem sollen Apotheken eine erweiterte Rolle bei der Arzneimitteltherapiesicherheit spielen. So könne die Therapietreue erhöht werden. Zudem sollen die digitalen Gesundheitskompetenzen gestärkt werden. Damit Versicherte ihre Arzneimittel richtig und sicher anwenden, sollen sie weitergehende Unterstützungs- und Betreuungsangebote erhalten.
„Mit diesem Papier möchten wir mit der Politik, den Akteuren im Gesundheitswesen und den Patientinnen und Patienten über eine gemeinsame, patientengerechte Gesundheitsversorgung der Zukunft ins Gespräch kommen. Eine zukunftsfähige Rolle der Apotheken erfordert gestärkte Strukturen und eine faire, leistungsorientierte Honorierung“, so Preis.
Im Wesentlichen verfolgen die Vorschläge der Abda drei Ziele:
- Patient:innen sollen schneller und mit weniger Bürokratie mit Arzneimitteln versorgt werden.
- Das Angebot in der Prävention und Früherkennung der Apotheken vor Ort soll ausgebaut werden.
- Patient:innen sollen stärker in der Arzneimitteltherapie durch zusätzliche Beratungsleistungen unterstützt werden.
Dass der Bedarf besteht, sollen die Ergebnisse einer Forsa-Bevölkerungsumfrage zeigen. Demnach würde die Mehrheit der Bundesbürger mehr Versorgungsleistungen der Apotheke vor Ort in Anspruch nehmen. Dazu gehören beispielsweise die Verlängerung bestimmter Rezepte (81 Prozent), die Abgabe verschreibungspflichtiger Arzneimittel im Notfall ohne vorherigen Arztbesuch (65 Prozent) und die Tests auf Infektionskrankheiten (64 Prozent) oder erhöhte Blutwerte (61 Prozent).
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