Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) warnt vor einem Engpass bei Azithromycin-haltigen Arzneimitteln. Verschiedene Hersteller fallen aus und Alternativen sind gefragt. Die Deutsche Gesellschaft für Infektiologie (DGI) hat eine Handlungsanleitung erarbeitet.
Azithromycin gehört zu den Makroliden und kommt bei Infektionen zum Einsatz, die durch grampositive und gramnegative Bakterien verursacht werden. Dazu gehören beispielsweise Infektionen der oberen und unteren Atemwege sowie eine ambulant erworbene Pneumonie. In verschiedenen Leitlinien wird Azithromycin als Standardmittel empfohlen – auch bei sexuell übertragenen Infektionen (STI).
Weil Azithromycin im Vergleich zu anderen Makroliden wie Clarithromycin, Roxithromycin oder Erythromycin günstigere Eigenschaften – lange Halbwertszeit und geringes Interaktionspotenzial – zugesprochen werden, ist der Wirkstoff in vielen Indikationen Mittel der Wahl.
Ist kein orales Azithromyin-haltiges Arzneimittel lieferbar und eine Behandlung nach Leitlinie nicht möglich, kommt laut DGI Clarithromycin infrage.
- Erregerspektrum überlappt sich in großen Teilen mit dem von Azithromycin
- Achtung, Clarithromycin wird zweimal täglich und über einen längeren Zeitraum als Azithromycin angewendet – Standarddosierung zweimal täglich 500 mg, bei leichteren Infektionen zweimal täglich 250 mg
- Therapiedauer hängt von Indikation und Schwere der Erkrankung ab
Azithromycin kommt zur Behandlung von STI – insbesondere Gonorrhoe und Chlamydien – zur Anwendung. Clarithromycin ist hier keine Alternative und wird gemäß Leitlinie nur bei Infektionen mit Ureoplasma urealyticum als Alternative genannt (zweimal täglich 500 mg für sieben Tage). Bei allen anderen Infektionen wird aus der Gruppe der Makrolid-Antibiotika ausschließlich Azithromycin aufgeführt. „In der Literatur finden sich keine belastbaren Aussagen zur klinischen Wirksamkeit von Clarithromycin bei Infektionen mit Chlamydien oder mit Gonokokken“, so die DGI.
Eine Alternative ist Doxycyclin – zweimal täglich 100 mg für sieben Tage. Allerdings ist Doxycyclin ebenfalls von Lieferengpässen betroffen. Fallen beide Wirkstoffe aus, ist Clarithromycin im Einzelfall bei zweimal täglicher Gabe zu je 500 mg über einen Zeitraum von sieben bis 14 Tagen als Behandlungsoption in Erwägung zu ziehen.
Bei nachgewiesener Gonokokken-Infektion ist eine Monotherapie mit Ceftriaxon ausreichend. Der Wirkstoff wird einmalig zu 1 bis 2 g i.m. oder i.v. appliziert.
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