Welche Maßnahmen wiederkehrenden Harnwegsinfekten vorbeugen können, haben Expert:innen in der „S3-Leitlinie: Epidemiologie, Diagnostik, Therapie, Prävention und Management unkomplizierter, bakterieller, ambulant erworbener Harnwegsinfektionen bei Erwachsenen (HWI)“ zusammengetragen.
Eine unkomplizierte Harnwegsinfektion liegt laut Leitlinie vor, wenn im Harntrakt keine relevanten, funktionellen oder anatomischen Anomalien, keine relevanten Nierenfunktionsstörungen und keine relevanten Vor- oder Begleiterkrankungen vorliegen, die eine Harnwegsinfektion oder gravierende Komplikationen begünstigen können. Fast jede zweite Frau ist mindestens einmal im Jahr von einer Blasenentzündung betroffen. Doch Rezidive sind möglich. Bei mehr als zwei Infektionen im Halbjahr oder drei im Jahr spricht man von rezidivierenden – häufig wiederkehrenden – Blasenentzündungen. Mit einigen Maßnahmen kann Rezidiven vorgebeugt werden.
Viel hilft viel
Betroffene sollten viel trinken. Studienergebnisse deuten darauf hin, dass eine Erhöhung der täglichen Flüssigkeitszufuhr um 1,5 Liter bei Personen mit sonst geringem Trinkvolumen von durchschnittlich 1,1 Litern täglich, die Anzahl der Harnwegsinfektionen signifikant reduzieren kann. Die Expert:innen empfehlen, täglich 2,5 Liter zu trinken – verteilt auf sechs bis acht Gläser zu 350 ml.
Immunprophylaktikum OM-89 ĂĽber 3 Monate
OM-89 ist laut Expert:innen eine wirksame und sichere Methode zur Vorbeugung von rezidivierenden Harnwegsinfektionen. Bei OM-89 handelt es sich um 6 mg lysierte immunaktive Fraktionen aus ausgewählten Escherichia-coli-Stämmen enthalten in Uro-Vaxom. Das Präparat sollte vor einer antibiotischen Langzeitprophylaxe zur Anwendung kommen. In Placebo-kontrollierten Studien konnte gezeigt werden, dass Frauen unter Uro-Vaxom Harnwegsinfektions-freie Raten zwischen 52,6 Prozent und 87,5 Prozent im Vergleich zu 50 Prozent in der Placebogruppe erlitten. Nach sechs Monaten war bei 81,3 bis 96,3 Prozent der Betroffenen unter OM-89 keine Bakteriurie festzustellen – zum Vergleich: unter Placebo waren es 61,3 bis 88,6 Prozent.
MV 140
MV 140 oder auch Uromune ist eine glyzerinierte Suspension von hitzeinaktivierten uropathogenen Bakterien. Enthalten sind Escherichia coli, Klebsiella pneumoniae, Proteus vulgaris und Enterococcus faecalis. Das sublinguale Spray soll täglich angewendet werden und ist aktuell hierzulande noch nicht erhältlich. Studienergebnisse zeigen, dass MV 140 die Zahl der Episoden von rezidivierenden Harnwegsinfektionen verringern und/oder die Wahrscheinlichkeit erhöhen kann, dass Betroffene frei von Harnwegsinfektionen bleiben, so die Expert:innen.
GAG-Schicht-Substituenten
Die Glucosaminglykan-(GAG)-Schicht der Harnblasenwand mit ihren Bestandteilen Chondroitinsulfat und Hyaluronsäure kann die Anhaftung von pathogenen Keimen am Urothel verringern und das Immunsystem durch Aktivierung von Leukozyten in entzündetem Gewebe stimulieren. Allerdings wurde bei rezidivierenden Harnwegsinfektionen kein GAG-Mangel nachgewiesen, zudem ist die Kombination aus Hyaluronsäure und Chondroitinsulfat hierzulande nicht erhältlich. Es konnte jedoch gezeigt werden, dass Hyaluronsäure mit oder ohne Chondroitinsulfat die Harnwegsinfektionsrate pro Patientenjahr reduzieren und die Zeit bis zum ersten Harnwegsinfektionsrezidiv verlängern kann.
D-Mannose
Die Studienlage ist nicht eindeutig. Reviews zeigen, dass D-Mannose eine vergleichbare Wirksamkeit wie eine Prävention mit Antibiotika aufweist und die Inzidenz von rezidivierenden Harnwegsinfektionen verringert und die rezidivfreie Zeit verlängert. Andere Reviews konnten jedoch nicht feststellen, ob D-Mannose im Vergleich zu keiner Behandlung, anderen Nahrungsergänzungsmitteln oder Antibiotika die Zahl rezidivierender Harnwegsinfektionen signifikant reduziert. Daher sprechen die Expert:innen eine Kann-Empfehlungen aus – für 2 g täglich als orale Gabe.
Cranberry
Auch hier ist die Studienlage kontrovers. Dennoch erhalten entsprechende Präparate eine Empfehlung. Aufgrund des günstigen Nutzen-Schaden-Verhältnisses sind Cranberrys zu empfehlen. Allerdings sollen die Betroffenen über die kontroverse Studienlage informiert werden. Eine Metaanalyse konnte vor Kurzem die Wirksamkeit von Cranberry-Präparaten belegen.
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