Sexuell übertragbare Infektionen (STI) sind auch hierzulande wieder auf dem Vormarsch. Während sich diese oftmals behandeln lassen, können sie unbehandelt mitunter zum Tod führen. Ob die Langzeiteinnahme von Doxycyclin vor einer Ansteckung schützen kann und somit als DoxyPrEP dient, haben Forschende untersucht.
Doxycyclin gehört zu den Tetracyclinen und blockiert die Proteinsynthese von Bakterien, wodurch ihre Vermehrung gehemmt wird. Der Wirkstoff kommt zur Behandlung von bakteriellen Infektionen wie Harn- und Atemwegsinfekten, aber auch bei Erregern wie Chlamydien zum Einsatz.
Der Wirkstoff findet jedoch nicht nur zur Behandlung verschiedener Infektionen Anwendung, sondern könnte als eine Art „Pille danach“ auch vor sexuell übertragbaren Infektionen (STI) nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr schützen. Die Rede ist dabei von der sogenannten DoxyPEP.
Nun haben Forschende untersucht, ob sich Doxycyclin auch als generelle Präexpositionsprophylaxe (DoxyPrEP) eignen kann, um – ähnlich wie die HIV-PrEP mit der Wirkstoffkombination Emtricitabin/Tenofovirdisoproxil – STIs zuverlässig vorzubeugen.
DoxyPrEP: Langzeittherapie mit Doxycyclin reduziert STI-Risiko
Konkret wurde in zwei kleinen Studien überprüft, wie sich die langfristige regelmäßige Einnahme von Doxycyclin auf das STI-Risiko auswirkt. Während in einer kanadischen Untersuchung HIV-positive Männer, die Sex mit Männern und Syphilis in der Vorgeschichte haben, über einen Zeitraum von 48 Wochen täglich entweder 100 mg Doxycyclin oder Placebo erhielten, wurden in einer japanischen Studie Sexarbeiterinnen ebenfalls über einen längeren Zeitraum täglich mit 100 mg des Wirkstoffs behandelt.
Die Ergebnisse: In beiden Untersuchungen traten unter der DoxyPrEP deutlich seltener STI wie Gonorrhö, Syphilis und Chlamydien auf. Konkret reduzierte sich das Risiko bei den Patienten aus Kanada im Spitzenwert um mehr als 90 Prozent bei Chlamydien. Auch in der Analyse aus Japan konnte festgestellt werden, dass die Gesamtinzidenz von allen drei STIs pro 100 Personenjahre deutlich zurückging. Als Nebenwirkungen wurden Übelkeit und Erbrechen beobachtet, wohingegen keine schweren unerwünschten Reaktionen auftraten.
Nun soll die DoxyPrEP in größeren Studien weiter untersucht werden, auch im Vergleich zur DoxyPEP. Dafür wurde bereits eine weitere Untersuchung gestartet. Vor allem für Patient:innen, die ein hohes Risiko für STIs haben, könnte die vorbeugende Behandlung mit Doxycyclin eine Option sein.
Achtung: Engpass bei Doxycyclin
Erst kürzlich haben die Arbeitsgemeinschaft ambulant tätiger Ärzt:innen für Infektionskrankheiten und HIV-Medizin (dagnä), die Deutsche Aidshilfe (DAH) und die Vertretung HIV-kompetenter Apotheken (DAHKA) darauf aufmerksam gemacht, dass es bei den Antibiotika Doxycyclin und Azithromycin aktuell zu Engpässen kommt. So müsse mit Einschränkungen bei STI-Versorgung gerechnet werden. „Wir zehren von Vorräten und kratzen Restbestände zusammen – lange geht das nicht mehr gut.“
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