Die Pille gehört zu den meistgenutzten Verhütungsmitteln. Bei der Einnahme oraler Kontrazeptiva heißt es jedoch wachsam sein, beispielsweise in Verbindung mit anderen Arzneimitteln. Doch was gilt bei der Kombination aus Pille und Alkohol?
Wird unter der Einnahme von Arzneimitteln Alkohol getrunken, ist bei verschiedenen Wirkstoffen Vorsicht geboten. Allem voran Antibiotika. Denn während beispielsweise Metronidazol den Alkoholabbau verzögern und so Vergiftungserscheinungen die Folge sein können, kann auf der anderen Seite Alkohol die Aufnahme und somit die Wirkung einiger Antibiotika wie Erythromycin mindern. So weit, so bekannt. Doch wie verhält es sich, wenn orale Kontrazeptiva eingenommen werden? Ist die Kombination aus Pille und Alkohol tabu?
Zur Erinnerung: Orale Kontrazeptiva verfolgen in Abhängigkeit von Art und Dosierung ein dreifaches Wirkprinzip. Der Eisprung wird verhindert, der Zervixschleim so zäh, dass keine Spermien in die Gebärmutter gelangen können und die Einnistung einer befruchteten Eizelle ist nicht möglich. Enthalten sind synthetische Östrogene und/oder Gestagene, wohingegen sogenannte Minipillen nur Gestagene beinhalten.
Östrogene besitzen neben ihrer Wirkung auf die Ausbildung von Milchdrüsen, Brust und Gebärmutter auch allgemeine Wirkungen auf den Stoffwechsel und fördern die Bildung der Knochenmatrix.
Gestagene sind synthetische Gelbkörperhormone, die dem körpereigenen Progesteron ähneln und vor allem für die weiblichen Geschlechtsorgane wichtig sind.
Pille und Alkohol: Einnahmezeitpunkt beachten
Zwar sind keine direkten Wechselwirkungen zwischen Alkohol und der Pille bekannt, weil die Verstoffwechselung nicht über dieselben Enzyme erfolgt. So wird Alkohol im Körper von der Alkoholdehydrogenase (ADH) zu Acetaldehyd abgebaut. Das Nervengift wird schließlich von der Acetaldehyddehydrogenase (ALDH) zu Essigsäure umgewandelt. Östrogene und Gestagene werden wiederum meist über Enzyme der CYP 450-Familie – genau CYP3A4 – abgebaut.
Dennoch ist bei der Kombi Vorsicht geboten und es kommt auf den Einnahmezeitpunkt der Pille an. Denn ein übermäßiger Alkoholkonsum kann zu Erbrechen und/oder Beschwerden wie Durchfall führen. Erfolgt dies innerhalb von drei bis vier Stunden nach der Einnahme des oralen Kontrazeptivums, kann die empfängnisverhütende Wirkung vermindert werden. Der Grund: Die entsprechende Hormondosis wurde womöglich noch nicht vollständig vom Körper aufgenommen und wird zu schnell wieder ausgeschieden. Somit sollte darauf geachtet werden, Alkohol nur in geringen Mengen zu trinken, um Magen-Darm-Beschwerden zu verhindern.
Auch in den Gebrauchsinformationen verschiedener Präparate wird darauf hingewiesen, dass bei Auftreten von Erbrechen und/oder Durchfall innerhalb weniger Stunden nach der Einnahme eine weitere Tablette eingenommen werden sollte, und zwar möglichst innerhalb von zwölf Stunden nach der letzten Einnahme. Bei Überschreiten dieses Zeitraums ist eine zusätzliche Verhütungsmethode für die nächsten sieben Tage notwendig, um eine ungewollte Schwangerschaft zu verhindern.
Alkohol und Pille danach
Ähnlich wie bei der Kombination von Pille und Alkohol verhält es sich auch bei der Pille danach. Das bedeutet, bei Erbrechen und/oder Durchfall innerhalb weniger Stunden nach der Einnahme sollte anschließend so schnell wie möglich eine weitere Tablette eingenommen werden.
Das könnte dich auch interessieren
Mehr aus dieser Kategorie
Erhöht Milch das Risiko für Herzkrankheiten?
Milch- und Milchprodukte haben bei vielen Menschen einen festen Platz auf dem Ernährungsplan. Doch zu viel davon kann gefährlich werden, …
SVA tagt: OTC-Switch für Sildenafil und Co.?
Am 21. Januar 2025 tagt der Sachverständigenausschuss für Verschreibungspflicht (SVA) zum ersten Mal im neuen Jahr. Auf der Agenda steht …
Baclofen: Beeinträchtigung der Gehirnfunktion
Für einige Baclofen-haltige Arzneimittel gibt es neue Warnhinweise. Die Fach- und Gebrauchsinformationen müssen entsprechend angepasst werden. Genau droht unter der …