Keine Wirkung ohne Nebenwirkung. Verschiedene Arzneimittel können auch mit unerwünschten Wirkungen verbunden sein, die mitunter gefährlich werden können. Ein Beispiel ist die systemische Behandlung mit Hydrocortison. Denn diese kann offenbar lebensgefährliche Krankheitssymptome verschleiern.
Hydrocortison – auch Cortisol genannt – gehört zu den Glucocorticoiden der Wirkstärkeklasse I und besitzt antiinflammatorische, immunsuppressive sowie antiallergische Eigenschaften. Die Wirkung geht auf eine Bindung an Glucocorticoid-Rezeptoren zurück. In höheren Dosierungen kann das Steroidhormon außerdem für eine Zunahme der Thrombozytenzahl im Blut sowie eine gesteigerte Erregbarkeit des Gehirns sorgen und zudem psychotrop sowie euphorisierend wirken.
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Die auftretenden Nebenwirkungen unterscheiden sich je nach Anwendungsart. Denn neben der lokalen Applikation – unter anderem als Creme, Salbe, Schaum oder Spray– kommt auch eine systemische Anwendung in Betracht, beispielsweise bei Nierenerkrankungen wie einer Nebennierenrinden-Insuffizienz (Morbus Addison). Doch genau dabei ist Vorsicht geboten, wie ein aktueller Fallbericht zeigt. Demnach kann die systemische Behandlung mit Hydrocortison Begleiterkrankungen verschleiern und so lebensbedrohlich werden.
Hydrocortison „überdeckt“ Beschwerden
Was war passiert? Ein älterer Patient, der bereits seit Längerem aufgrund einer Morbus Addison-Erkrankung systemisch mit Glucocorticoiden – genau mit dreimal täglich je 20 mg Hydrocortison und einmal täglich 0,05 mg Fludrocortison – behandelt wurde, kam mit Heiserkeit, Atemnot und Anzeichen einer Angina-pectoris in die Notaufnahme eines Krankenhauses in den USA. Dort wurde nach eingehender Untersuchung und nachdem der Mann außerdem von leichten Bauchschmerzen und Fieber in den vorangegangenen Tagen berichtet hatte, eine Divertikulitis – sprich Darmentzündung – diagnostiziert. Das Problem: Diese war bereits so weit fortgeschritten, dass sie beinahe zu einem Darmdurchbruch geführt hätte.
Der Grund: Der Patient bemerkte die Symptome erst nach mehreren Tagen, und das, obwohl die Beschwerden meist schmerzhafte ausfallen. Doch diese wurden durch die tägliche Einnahme von Hydrocortison und Fludrocortison offenbar verschleiert. „Die verspätete Vorstellung des Patienten in dieser Fallstudie kann durch bereits vorhandene Symptome von Morbus Addison und die gleichzeitige Einnahme von Steroiden beeinflusst gewesen sein“, heißt es im Fallbericht. Somit kam der Patient erst ins Krankenhaus, als die Erkrankung bereits lebensbedrohliche Ausmaße angenommen hatte. So hatte sich bereits ein Lungenemphysem ausgebildet, was die Atemnot und Heiserkeit erklärte.
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