Mit dem Arbeitszeitgesetz gelten für Angestellte und Chef:innen verbindliche Regelungen in puncto Arbeitszeit, Pausen, Ruhezeiten und Co. Dazu gehören auch Obergrenzen für die tägliche Arbeitszeit. Diese abzuschaffen, wie aktuell von verschiedenen Seiten gefordert, ist für die Adexa ein No-Go.
Laut § 3 Arbeitszeitgesetz gilt: „Die werktägliche Arbeitszeit der Arbeitnehmer darf acht Stunden nicht überschreiten.“ Zwar ist eine Verlängerung auf zehn Stunden pro Tag ausnahmsweise möglich, allerdings nur, wenn innerhalb von sechs Kalendermonaten oder innerhalb von 24 Wochen im Durchschnitt acht Stunden werktäglich nicht überschritten werden.“ Außerdem müssen bekanntlich die Vorgaben zu Ruhezeiten eingehalten werden, die bei mehr als sechs Stunden 30 Minuten Pause und bei mehr als neun Stunden 45 Minuten Pause vorsehen.
Doch aktuell wird über eine Reform des Arbeitszeitgesetzes diskutiert – weg von den Tagesobergrenzen bei der Arbeitszeit hin zum auf EU-Ebene angewendeten Wochenmaximum von 48 Stunden. Dieses gilt auch für Apothekenangestellte, die über ein Jahresarbeitszeitkonto verfügen. Dennoch erteilt die Apothekengewerkschaft Adexa der Abschaffung von Tagesobergrenzen bei der Arbeitszeit eine klare Absage.
Adexa: Nein zur Arbeitszeit ohne Grenzen
Wie die Adexa klarstellt, brauche es in puncto Arbeitszeit weiterhin verlässliche Regelungen für Apothekenangestellte. „Wer für die Arzneimittelsicherheit der Bevölkerung zuständig ist, braucht Arbeitszeiten sowie Pausen- und Ruheregelungen, die Konzentration, Aufmerksamkeit und Empathie ermöglichen – und zwar langfristig über das gesamte Arbeitsleben bis zur Rente“, erklärt Adexa-Rechtsexpertin Minou Hansen. Ihr seien bisher keine Fälle bekannt, in denen die bestehenden Regeln zur Arbeitszeit für Angestellte ein Hindernis darstellen würden. Im Gegenteil: „Unsere Mitglieder haben mit dem Arbeitszeitgesetz einerseits einen wichtigen Schutz, aber auch ausreichend Flexibilität, um Arbeit und Familie bzw. Privatleben zu vereinbaren.“ Daher spricht sich die Gewerkschaft klar gegen ein Aufweichen oder gar Abschaffen der Tagesobergrenzen bei der Arbeitszeit aus.
Zu viele Risiken bei Arbeitszeit ohne Tagesobergrenzen
Überlange Arbeitstage und -wochen bedeuten außerdem erhebliche Risiken für Gesundheit, Vereinbarkeit und Gleichstellung im Berufsleben, heißt es auch von weiteren Expert:innen. Demnach steige beispielsweise die Unfallhäufigkeit nach acht Stunden Arbeit deutlich an. Ähnliches gelte in puncto Fehlerhäufigkeit, was in der Apotheke besonders gefährlich werden kann. Stichwort Falschabgabe.
Aber auch Konflikte um die Kinderbetreuung würden durch ein Abschaffen der Tagesobergrenzen bei der Arbeitszeit verschärft und die traditionelle Aufgabenverteilung in der Familie – Frauen als Betreuungspersonen, Männer als Versorger – begünstigt.
Übrigens: Fast alle Beschäftigten wollen täglich maximal bis 18 Uhr arbeiten, wie eine Umfrage der Hans-Böckler-Stiftung aus dem letzten Jahr gezeigt hat.
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