Leiden Männer unter erblich bedingtem Haarausfall, gehört Finasterid zu den Mitteln der Wahl. Doch unter dem Wirkstoff drohen schwere Nebenwirkungen, die sogar dauerhaft bleiben können, heißt es in einer aktuellen Warnung.
Finasterid ist ein 5-Alpha-Reduktase-Hemmer, der in der Dosierung zu 5 mg zur Behandlung und Kontrolle der benignen Prostata-Hyperplasie (BPH) eingesetzt wird. Außerdem findet der Wirkstoff bei Haarausfall (androgenetischer Alopezie) Anwendung, und zwar in der Stärke zu 1 mg. Finasterid hemmt die Umwandlung von Testosteron in Dihydrotestosteron (DHT).
Doch Gesundheitsexpert:innen warnen nun einmal mehr vor den mitunter schweren Nebenwirkungen von Finasterid, darunter Depressionen, Schlaflosigkeit, verringerte Libido und erektile Dysfunktion. Daher sollte das Arzneimittel möglichst nicht leichtfertig bei Haarausfall angewendet werden, heißt es von der britischen Regulierungsbehörde für Arzneimittel und Gesundheitsprodukte (MHRA).
Finasterid: Patientenkarte soll vor Nebenwirkungen warnen
Auslöser für die erneute Warnung vor der Anwendung ist ein deutlicher Anstieg, der vor allem männlichen Patienten, die über Depressionen, Schlaflosigkeit, verminderte Libido und erektile Dysfunktion berichteten. Umso wichtiger sei es laut MHRA, weiterhin über die Nebenwirkungen von Finasterid aufzuklären, und zwar auch durch Angehörige der Gesundheitsberufe. Bei Patienten, die bereits zuvor unter Depressionen und/oder suizidalen Gedanken litten, sollte der Wirkstoff nicht zum Einsatz kommen.
Die Expert:innen weisen darauf hin, dass die Anwendung von Finasterid bei Haarausfall sofort beendet werden sollte, wenn Nebenwirkungen wie Suizidgedanken oder Depressionen auftreten. In einigen Fällen könne sich jedoch ein „Post-Finasterid-Syndrom“ entwickeln, sodass die Beschwerden auch nach dem Absetzen anhalten können.
Zudem werde die MHRA eine Patientenwarnkarte einführen und den Packungen beilegen, um das Bewusstsein für diese Risiken zu schärfen und insbesondere Männer, die Finasterid nutzen, auf mögliche psychiatrische und sexuelle Nebenwirkungen aufmerksam zu machen, heißt es in einer Pressemitteilung. An Patienten wird außerdem appelliert, ihre Angehörigen oder Freund:innen über die Einnahme des Arzneimittels zu informieren, da Veränderungen in der Stimmung und im Verhalten oftmals nicht von Betroffenen selbst wahrgenommen werden.
Übrigens: In der Indikation zur Besserung des Haarwuchses zählt Finasterid zu den Lifestyle-Arzneimitteln, bei deren Anwendung eine Erhöhung der Lebensqualität im Vordergrund steht, wie in § 34 Absatz 1 Satz 7 Sozialgesetzbuch Fünftes Buch geregelt ist. Somit werden die Kosten dafür nicht von den Krankenkassen erstattet.
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