„Die Mitarbeitenden in den Apotheken haben deutlich mehr verdient“, hieß es kürzlich von der Tarifgemeinschaft der Apothekenleiter (TGL) Nordrhein als Zwischenstand der Tarifverhandlungen. Doch derzeit gebe es keinen Spielraum für Tariferhöhungen. Man warte also auf Berlin. Doch die Apothekengewerkschaft Adexa kontert: Der TGL Nordrhein fehle es an Mut und Kreativität. Kein Wunder, dass Frust und Unverständnis bei den Angestellten wachsen.
„Alle Angestellten in den öffentlichen Apotheken und auch der Berufsnachwuchs warten seit Ende letzten Jahres auf einen Tarifabschluss für 2024“, macht Adexa-Bundesvorstand Andreas May deutlich. Denn zum 31. Dezember 2023 sind die alten Gehaltstarifverträge im Tarifgebiet Nordrhein und dem Bundesgebiet ausgelaufen und neue Regelungen stehen aus.
Dass auch nach Monaten der Verhandlungen noch keine Einigung in Sicht ist, mache sich auch bei den Mitarbeitenden bemerkbar. „Die Frustration und das Unverständnis in den Apothekentams sind mittlerweile gewaltig. Das gilt für den Tarifbereich Nordrhein ebenso wie den Tarifbereich des ADA.“
Die Gewerkschaft ist sich der angespannten wirtschaftlichen Situation vieler Apotheken bewusst und setzt sich ebenfalls schon lange im Bundesgesundheitsministerium für eine angemessene Erhöhung und Dynamisierung ein, so May. „Aber man kann nicht wie das Kaninchen auf die Schlange starren, wenn man eine zukunftsgerechte Personalpolitik anstrebt.“
Adexa: Nordrhein hat Nachholbedarf
Doch während sich für das Bundesgebiet in den Verhandlungen mit dem ADA wenigstens konstruktive Lösungsansätze abzeichnen würden, herrsche mit der TGL Nordrhein regelrecht Stillstand, äußert Adexa-Vorständin Tanja Kratt ihr Unverständnis. Denn immerhin müsse auch der TGL Nordrhein daran gelegen sein, den Fachkräfte- und Nachwuchsmangel nicht noch größer werden zu lassen. „Daher erwarten wir von der Arbeitgebervertretung in Nordrhein, dass – außer dem Verweis auf die Politik in Berlin und der Nachwirkung von Tarifverträgen – auch konkrete Ideen vorgelegt werden.“ Doch bisher fehle es der Arbeitgeberseite an Mut und Kreativität.
Damit nicht genug. Die TGL Nordrhein betonte zuletzt zwar, dass Tarifbeschäftigte trotz aufgekündigter Tarifverträge von der Nachwirkung profitieren. Hierbei müsse sie jedoch auch deutlich machen, „dass PKA-Berufseinsteigerinnen nach diesem Tarifvertrag jetzt unter dem geltenden Mindestlohn von 12,41 Euro liegen und man zumindest dieses Manko als Arbeitgeber beheben muss“, so Kratt. Denn: „Wenn die jungen Leute und die ehrgeizigen qualifizierten Kräfte den Apotheken generell und insbesondere den Apotheken in Nordrhein den Rücken kehren, wird sich das Apothekenstreben weiter beschleunigen“, befürchtet May.
Nach den alten Tarifverträgen haben Tarifbeschäftigte in Nordrhein im Vergleich zum Bundesgebiet das Nachsehen – sowohl beim Gehalt als auch bei den Urlaubstagen (33 vs. 34 Tage). Dafür gibt es jedoch laut Kratt keine plausible Begründung. „Nordrhein hat Nachholbedarf und keinerlei Grund, dass die Mitarbeitenden dort noch weiter abgehängt werden.“
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