Benötigen Schwangere ein Schmerzmittel, gehört Paracetamol zu den Mitteln der Wahl. Doch der Wirkstoff steht in Verdacht, das Risiko für neurologische Entwicklungsstörungen beim Kind zu erhöhen. Sollte Paracetamol in der Schwangerschaft besser tabu sein? Forschende liefern nun die Antwort.
Ein Team des Karolinska Instituts (Schweden) hat gemeinsam mit Wissenschaftler:innen der Drexel University Philadelphia (USA) untersucht, wie sich die Einnahme von Paracetamol während der Schwangerschaft auf die Entwicklung des Kindes auswirkt. Genau sollte die Frage geklärt werden, ob die Anwendung zu einem erhöhten Risiko einer Ausbildung neurologischen Störungen führen kann.
Untersucht wurden die Daten von rund 2,4 Millionen Kindern, die zwischen 1995 und 2019 geboren wurden. Die Nachbeobachtungszeit lief bis Ende 2021 und betrug somit bis zu 26 Jahre. Bei mehr als 185.000 Kindern hatten die Mütter während der Schwangerschaft Paracetamol eingenommen. Überprüft wurde nun, ob sich bei ihnen im Vergleich zu Kindern ohne Paracetamol-Exposition ein erhöhtes Risiko für neurologische Entwicklungsstörungen zeigte.
Wirkstoffcheck: Paracetamol kommt zur Behandlung von leichten bis mäßig starken Schmerzen und Fieber zum Einsatz. Der Wirkstoff besitzt analgetische und antipyretische Eigenschaften, wirkt jedoch im Gegensatz zu Ibuprofen kaum entzündungshemmend. Der genaue Wirkmechanismus von Paracetamol ist noch nicht eindeutig geklärt, allerdings wird der antipyretische Effekt auf einen Einfluss auf das Temperaturregulationszentrum im Hypothalamus zurückgeführt. Außerdem bewirkt Paracetamol eine Hemmung der cerebralen Prostaglandinsynthese und hemmt die periphere Prostaglandinsynthese nur schwach.
Paracetamol in der Schwangerschaft erhöht Risiko für Entwicklungsstörungen nicht
Die Einnahme von Paracetamol hatte keinen signifikanten Einfluss auf die Entwicklung von Autismus, einer Aufmerksamkeitsdefizit-Störung mit Hyperaktivität (ADHS) oder intellektuellen Beeinträchtigungen beim Nachwuchs. So wiesen die betroffenen Kinder im Vergleich zu Geschwisterkindern, bei denen die Mütter auf Paracetamol verzichtet hatten, nicht häufiger neurologische Entwicklungsstörungen auf.
Wurde der Einfluss von Paracetamol während der Schwangerschaft jedoch nicht unter Geschwistern, sondern unter nicht miteinander verwandten Kindern verglichen, ergab sich unter einer Paracetamol-Exposition ein minimal erhöhtes Risiko für Autismus und Co. Dieses führen die Forschenden jedoch auf familiäre Gründe zurück. „Es besteht kein Zusammenhang zwischen der Einnahme von Paracetamol während der Schwangerschaft und Autismus oder ADHS bei Kindern“, lautet das Fazit der Forschenden.
Die jeweilige Dosis des Schmerzmittels spielte für das Risiko offenbar keine Rolle, allerdings konnte diese nur anhand von Rezeptdaten berücksichtigt werden, sodass die Anwendung in der Selbstmedikation in der Studie unberücksichtigt bleibt. Schwangere sollten die Einnahme im Zweifel vorab ärztlich abklären, so die Empfehlung.
Achtung: Auf die Anwendung von Ibuprofen und anderen NSAR sollte ab der 20. Schwangerschaftswoche verzichtet werden.
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