Für die Therapie komplizierter Harnwegsinfekte und weiterer Infektionen durch multiresistente Bakterien soll es bald eine neue Behandlungsoption geben. Der Ausschuss für Humanarzneimittel der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) hat die Zulassung für Emblaveo (Pfizer) – eine Wirkstoffkombination aus Aztreonam und Avibactam – empfohlen.
Eine Harnwegsinfektion kann verschiedene Ursachen haben und verläuft meist unkompliziert. Liegen jedoch Anomalien im Harntrakt, Nierenfunktionsstörungen oder andere Begleiterkrankungen vor, die Komplikationen begünstigen können, ist von einer komplizierten Harnwegsinfektion die Rede. Verursacher sind meist Enterokokken, Staphylokokken und Pseudomonas. Therapiert wird mit Antibiotika. Das Problem: Die Erreger sind oftmals resistent gegen die bisher verfügbaren Arzneimittel, heißt es von der EMA. Um die Therapie zu verbessern, empfehlen die Expert:innen nun die Zulassung für Emblaveo mit der Wirkstoffkombination aus Aztreonam und Avibactam.
Aztreonam gehört zu den Monobactam-Antibiotika. Die Wirkung beruht auf einer Bindung an das Penicillin-bindende Protein. Dadurch wird die Zellwandsynthese gehemmt und die Bakterien werden abgetötet.
Avibactam blockiert das Enzym Beta-Lactamase, das für den Abbau von Beta-Lactam-Antibiotika verantwortlich ist. Der Wirkstoff sorgt somit dafür, dass das Antibiotikum seine Wirkung nicht verliert. Avibactam selbst besitzt keine antibakterielle Wirkung.
Emblaveo soll Therapielücke schließen
Während Aztreonam bereits die EU-Zulassung als Monotherapie unter anderem bei Nieren- und Harnwegsinfektionen, Pneumonie und Bronchitis hält und sich bereits als wirksam erwiesen habe, ist Avibactam bisher zusammen mit Ceftazidim zugelassen. Nun soll mit Emblaveo eine neue Wirkstoffkombi auf den Markt kommen. Diese soll bei Infektionen Anwendung finden, die von gramnegativen aeroben und meist multiresistenten Bakterien verursacht werden. Dazu gehören neben komplizierten Harnwegsinfekten auch intraabdominelle Infektionen sowie im Krankenhaus erworbene Lungenentzündungen.
Für die Expert:innen der EMA überwiegt der Nutzen die potenziellen Risiken. Denn Infektionen durch multiresistente Bakterien, für die es nur wenige oder gar keine therapeutischen Möglichkeiten gibt, würden in der EU jährlich mehrere zehntausend Todesfälle verursachen. Die Kombination aus Aztreonam und Avibactam könnte sich bei derartigen Infektionen als wirksam erweisen, wie mikrobiologische Daten vermuten lassen, und somit einen bisher ungedeckten medizinischen Bedarf erfüllen. Grundlage für die Zulassungsempfehlung sind vorliegende Daten zur Sicherheit und Wirksamkeit der einzelnen Wirkstoffe sowie die Ergebnisse zweier randomisierter Phase-III-Studien.
Emblaveo soll als intravenöse Infusion zur Verfügung stehen. Zu den bisher bekannten Nebenwirkungen zählen eine Verringerung der roten Blutkörperchen, erhöhte Lebertransaminasen und Durchfall.
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