Knapp neun Millionen Menschen leiden hierzulande an Typ-2-Diabetes – Tendenz steigend. Zur Behandlung kommen verschiedene Antidiabetika ins Spiel, darunter SGLT-2-Hemmer. Sie wirken unter anderem blutzuckersenkend. Doch bei der Einnahme ist Vorsicht geboten, denn SGLT-2-Hemmer können die Laborwerte verfälschen.
Dass verschiedene Substanzen einen Einfluss auf die Laborwerte von Patient:innen haben können, ist bekannt. So kann unter anderem Biotin dafür sorgen, dass falsch erniedrigte oder falsch erhöhte Ergebnisse bei der Untersuchung von Schilddrüsenhormonen, Sexualhormonen und Herz-Kreislauf-Markern erzielt werden. Auch Antidiabetika wie SGLT-2-Hemmer gehören zu den Wirkstoffen, die sich auf die Laborwerte auswirken können.
SGLT-2-Hemmer beeinflussen bestimmte Laborwerte
SGLT-2-Hemmer (Gliflozine) wirken insulinunabhängig und hemmen spezifisch den renalen, natriumabhängigen Glukosetransporter SGLT-2 (Sodium dependent glucose co-transporter 2) in der Niere, wodurch es zu einer vermehrten Glukoseausscheidung über den Harn und damit zu einer Senkung der Glukosewerte im Blut kommt. Außerdem wird ihnen ein blutdrucksenkender, gewichtsreduzierender sowie ein kardioprotektiver Effekt zugesprochen.
Doch SGLT-2-Hemmer können auch die Laborwerte von Patient:innen verfälschen – genau kann eine Untersuchung des Urins unter der Einnahme zu falsch-positiven Ergebnissen auf Alkohol führen.
Der Grund liegt in der durch SGLT-2-Hemmer verursachten Glukosurie. Diese führt in Verbindung mit einer Erhöhung der Keimzahl im Harntrakt zu einer mikrobiellen Vergärung der Glukose im Urin in Alkohol. Und das spiegelt sich anschließend auch in den Laborwerten wider, die einen hohen Gehalt an Ethanol und/oder seinen Metaboliten aufweisen, vor allem wenn die entsprechende Probe nicht direkt, sondern erst nach mehreren Stunden oder am nächsten Tag untersucht wird. Denn je weiter der Gärungsprozess voranschreitet, desto höher der Wert für Ethanol, wie ein aktueller Fallbericht unter der Einnahme von Empagliflozin gezeigt hat.
Empagliflozin (Jardiance, Boehringer Ingelheim) ist seit 2014 in der EU zugelassen zur Behandlung von Typ-2-Diabetes sowie bei chronischer Herzinsuffizienz. Zu den möglichen Nebenwirkungen unter dem Arzneimittel gehören verstärkter Harndrang und das Auftreten von Harnwegsinfekten. In Kombination mit verschiedenen Diuretika kann Empagliflozin deren Wirkung verstärken. In den Fach- und Gebrauchsinformationen wird außerdem auf erhöhte Zuckerwerte im Urin hingewiesen. Ein Hinweis auf erhöhte Alkoholwerte findet sich dagegen nicht.
Steht eine Untersuchung mitsamt Urinprobe an, sollte auf die Einnahme von SGLT-2-Hemmern hingewiesen werden, um dies entsprechend zu berücksichtigen.
Hier erfährst du mehr über die Wirkung von SGLT-2-Hemmern auf die Muskelmasse.
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