Geriebenes Einhornpulver war im 17. und 18. Jahrhundert ein beliebtes Arzneimittel und verhalf vielen Apotheken zu ihrem Namen.
Überliefert ist die Existenz von Einhörnern bereits seit der Antike. Verschiedene angebliche Sichtungen von Einhörnern brachten jedoch stark variierende Erscheinungsbilder zutage. In einer Überlieferung ähnelt das Einhorn einem Nashorn, in anderen wiederum eher einem Esel, einer Ziege oder einer Antilope. Dennoch wurde zur damaligen Zeit angenommen, dass das Einhorn wirklich existierte.
Hildegard von Bingen als Verfechterin der Wirkung
Besonders dem Horn des Einhorns wurden übernatürliche und heilsame Kräfte nachgesagt, weshalb es schnell zum Wundermittel gegen verschiedene Krankheiten erklärt wurde. Vor allem bei Biss- und Stichwunden, bei Vergiftungen und bei der Pest sollte das Horn Abhilfe schaffen. Zudem wurde ihm eine Verbesserung der männlichen Potenz nachgesagt.
Hildegard von Bingen bekräftigte im zwölften Jahrhundert die heilsamen Wirkungen des Einhorns. Dabei maß sie dem Horn jedoch keine heilende Wirkung bei. In ihren Ausführungen waren Leber, Haut, Fell und Hufe der Tiere die wirksamen Komponenten, wie sie in ihrem Buch „Physica“ ausführt:
„Mach aus der Haut des Einhorns einen Gürtel und gürte dich damit auf deiner Haut, und in dieser Zeit wird dich kein schlimmes Übel oder Fieber schädigen.
Mach auch Schuhe aus seinem Fell und zieh sie an, und du wirst in dieser Zeit immer gesunde Füße und gesunde Beine und gesunde Nieren haben, und kein Übel wird dich unterdessen verletzen, denn dieses Fell ist von großer Wirkkraft und Gesundheit durchdrungen.“
Weiter erklärt Hildegard von Bingen, dass mit dem Huf des Einhorns giftige Speisen und Getränke erkannt werden könnten – warme vergiftete Speisen und Getränke würden durch Zugabe des Einhornhufes aufkochen und kalte würden anfangen, zu qualmen.
Apotheken verkaufen Einhornpulver
Einhornpulver war ein äußerst teures Arzneimittel. Das Pulver wurde mit dem zehnfachen an Gold aufgewogen und war so nur den reicheren Bevölkerungsschichten vorbehalten. Diese kauften es so zahlreich, dass sich ein lukratives Geschäft für Apotheken ergab. Einige heute noch existierende „Einhorn-Apotheken“ haben ihren Namen aus dieser Zeit.
Jedoch stammte das angebotene Pulver nicht von Einhörnern, sondern von verschiedenen anderen Tieren. Das aus Indien importierte Einhornpulver wurde aus den Hörnern von Nashörnern oder den Stoßzähnen von Elefanten gewonnen. Auch professionelle „Beingraber“ waren auf der Suche nach den angeblichen Überresten verstorbener Einhörner, bei denen es sich allerdings zumeist um Mammut-Stoßzähne handelte, die gewinnbringend verkauft wurden.
Häufig wurde auch das Horn des im arktischen Polarmeer lebenden Narwals zu Pulver verarbeitet und als Einhornpulver verkauft. Durch das schraubenförmige Aussehen und eine Länge von bis zu drei Metern war die Täuschung möglich.
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