Die Kampagne der Abda zur Nachwuchsgewinnung wirkt alles andere als seriös. Ein fragwürdiges Image, das den Apotheken damit angedichtet wird. Hinzu kommt noch die Veröffentlichung des Trailers der zur Kampagne gehörenden Mockumentary, der die Befürchtungen zu untermauern scheint. Ein Kommentar.
Eine Mockumentary beschreibt die satirische und fiktive Darstellung von Situationen und ist wie ein Dokumentarfilm aufgebaut. Mit dieser Form der Unterhaltung möchte die Abda mit ihrer Kampagne „How to sell drugs offline (fast)“ potentielle Kolleg:innen für die Apotheken werben. In der derzeitigen miserablen Lage der Apotheken ist dies doch eher deplatziert. „Satire darf alles?“ – Nicht bei Berufsbildern, die für die Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln verantwortlich sind. Und auch der lustigste Witz endet, wenn es um die Gesundheit von Patient:innen geht.
Schießt die Abda mit ihrer Kampagne über das Ziel hinaus?
Das Bild, das mit dem Trailer zur zehnteiligen Mockumentary von der Apotheke gezeichnet wird, wirkt wenig einladend: Ein Bote, der die neue PTA-Praktikantin fragt, ob sie denn schon am Medikamentenschrank war. Ebenso ein Kunde, der scheinbar verzweifelt versucht, in der leeren Offizin eine/n Ansprechpartner:in zu finden, und ein Pharmaziepraktikant, der sich im Backoffice mit den Worten „Ich geh da nicht raus.“ versteckt. Ganz zu schweigen davon, dass die PTA-Praktikantin direkt am ersten Tag scheinbar schon wieder kündigen möchte und auch noch ein Auge auf den Pharmaziepraktikanten geworfen hat. Dieser hat allerdings keine Chance bei ihr, denn „Wer möchte schon mit einem Dealer zusammen sein?“. Und auch das kollegiale Verhältnis zur PKA scheint nicht unter einem guten Stern zu stehen.
Professionalität und Ernsthaftigkeit werden bei dieser Serie vergeblich gesucht. Zumindest lässt der Trailer diesen ersten, eher negativen Eindruck, entstehen. Wirklich einladend wirken das gesamte Miteinander und die Arbeit innerhalb des kleinen Apothekenteams, bestehend aus einer PKA, einem Boten, einem PhiP, einer Apothekerin und einer PTA-Praktikantin, nicht. Ganz im Gegenteil: Dem/der Außenstehenden vermittelt der Trailer eher den Eindruck einer unkollegialen Arbeitsatmosphäre und mangelndem Fachwissen. Ob dies tatsächlich Auszubildende dazu animiert, eine Karriere in der Apotheke zu wählen, bleibt abzuwarten. Zumal die Realität in der Apotheke dann wiederum ganz anders aussieht, als die Mockumentary diese überspitzt darstellt.
„Nicht nur kritisieren“
Umgehört bei einigen Apotheken zeigt sich, dass lediglich zwei von sieben kontaktierten Kolleg:innen bisher überhaupt von der Nachwuchskampagne der Abda wussten. Eine eher schwache Zahl, wenn die Bemühungen der Abda, die Kampagne bekannt zu machen, dem gegenübergestellt werden.
Eine Pharmazeutin aus einer Apotheke in Teterow empfindet die Kampagne jedoch als gute Idee. Allein schon, weil es eine ganz andere Art der Nachwuchsgewinnung sei und der Slogan durch die Anlehnung an die Netflix-Serie „How to sell drugs online (fast)“ Aufmerksamkeit errege. Auch in ihrer Apotheke herrscht ein großer Nachwuchsmangel. Die Kampagne durch das Verteilen von Postkarten unterstützen würde sie auf jeden Fall.
Auch ein Apothekenmitarbeiter aus Karlsruhe äußert sich überraschend positiv zur Kampagne. Er findet es gut, dass eine neue und polarisierende Kampagne ins Leben gerufen wird. Dass andere Kolleg:innen dazu eher eine gespaltene Meinung haben, kann er zwar verstehen, aber er sieht die Werbung als Eyecatcher. Positiv sieht er, dass die Abda etwas für die Nachwuchsgewinnung tut, da solle auch nicht nur kritisiert werden.
Also besser überhaupt eine Kampagne als keine Kampagne? Nachvollziehbar, dass einige Kolleg:innen sich positiv dazu äußern, dass endlich etwas zur Nachwuchsgewinnung getan wird. Stichwort Fachkräftemangel. Doch das Verteilen der zugehörigen Postkarten zur Kampagne würde nur eine Kollegin übernehmen. Die anderen Apotheken möchten sich dagegen weder Werbematerial anfordern noch dieses bei Zusendung verteilen, da sich das im Berufsalltag einfach nicht ergebe.
Die fünf anderen Apotheken kannten die Abda-Kampagne noch gar nicht. Sie empfinden allerdings eine reine Werbekampagne nicht als ausreichend, um junge Menschen für einen Beruf in der Apotheke zu begeistern. Es brauche weitere Anreize, um die Arbeit als Apotheker:in, PTA oder PKA attraktiver zu gestalten.
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